München – Leichtes Aufatmen in München: Der 26-jährige Affenpocken-Patient aus Brasilien, der im Schwabinger Krankenhaus behandelt wird, leidet an der milderen (westafrikanischen) der zwei bekannten Virusvarianten. Die Münchner Experten raten zur Wachsamkeit, beruhigen aber auch.
„Eine neue Pandemie haben wir nicht zu befürchten“, sagte der Virologe Gerd Sutter von der Ludwig-Maximilians-Universität München in einem bei „Zeit Online“ veröffentlichten Interview. Denn: Das Ansteckungsrisiko sei geringer als beispielsweise bei Corona.
Bei Affenpocken handelt es sich laut Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie am Schwabinger Krankenhaus, um eine klassische Schmierinfektion, die vor allem durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen wird. Experten gehen aber insgesamt dennoch von einer Zunahme der Fälle aus. Vor allem immungeschwächte Patienten müssten aufpassen. „Dazu gehören HIV-Patienten ohne ausreichende medikamentöse Krankheitskontrolle, aber auch Tumorpatienten etwa nach Stammzelltherapie“, sagt Wendtner.
Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) erklärte am Sonntag auf Nachfrage unserer Zeitung, die Kontaktpersonen des Münchner Patienten seien mittlerweile ausfindig gemacht worden und befänden sich in Quarantäne. „Sie sind derzeit wohlauf“, so Zurek. Die Stadt habe bislang keinen besonderen Stab für dieses Virus eingerichtet. Zurek: „Dafür gibt es keine Veranlassung. Wir sind bei Infektionskrankheiten immer wachsam und beobachten das 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Wir nehmen keine infektiöse Krankheit auf die leichte Schulter. Aber es besteht kein Grund zur Panik.“
Mit dem Medikament Tecovirimat gibt es laut Wendtner auch eine seit Januar 2022 in der EU zugelassene Therapiemöglichkeit, die auch schon präventiv nur nach einem Kontakt verabreicht werden kann. „Das Mittel ist auf dem Weg nach Schwabing – für nicht auszuschließende weitere Fälle.“ NINA BAUTZ