Der Kampf ums IT-Referat spitzt sich zu

von Redaktion

VON KLAUS VICK

Beide suchen dieselbe Herausforderung, doch die Voraussetzungen sind unterschiedlich und nur eine(r) kann den Job bekommen: Münchens Stadtrat wählt am 27. Juli eine neue Führungsspitze für das IT Referat. Auf der einen Seite steht mit Laura Dornheim (38) eine junge Frau, die aus der Start-up-Szene kommt, Unternehmensberaterin für Digitalstrategie war und ein grünes Parteibuch besitzt. Auf der anderen Seite bewirbt sich mit Harald Hoefler (61) ein Mann, der bei Siemens mehr als zehn Jahre IT-Leiter der Konzern-Regionen war.

Der gebürtige Nürnberger ist parteilos, wurde aber von der Stadtratsfraktion der CSU nominiert. Die CSU rührte am Montag die Werbetrommel für Hoefler, „der mit weitem Abstand beste Kandidat“ in der achtköpfigen Vorstellungsrunde für die Leitung des IT-Referats, wie Fraktionschef Manuel Pretzl sagt und anfügt: „Die Begeisterung für Laura Dornheim ist auch in der Regierungskoalition nicht ungeteilt.“ Könnte die Wahl Dornheims, die – wie laut Koalitionsvertrag mit der SPD vereinbart – von den Grünen vorgeschlagen wurde, also auf der Kippe stehen? Hoefler sei nicht chancenlos, glaubt Pretzl.

Eine Einschätzung, der wiederum SPD-Fraktionschef Christian Müller gestern auf Nachfrage unserer Zeitung widerspricht. Die Chance, dass es bei der Wahl Abweichler in den Reihen der SPD gebe, sei „gleich null“. Man habe sich auf Laura Dornheim verständigt. „Wir wollen einen frischen Wind in der IT.“ Müller hielt der CSU vor, ein „Kasperletheater“ zu veranstalten.

Zweifelsohne wäre die Wahl für Dornheim – sie ist Enkelin des langjährigen bayerischen Kultusministers Hans Maier (CSU) – ein gewaltiger Karriereschritt. Sie selbst bezeichnet die Aufgabe als spannend. Die Motivation für ihre Bewerbung? „Ich wollte nicht für einen Internet-Konzern arbeiten.“ Mit Impulsen aus der Start-up-Szene könne man auch in einer großen öffentlichen Verwaltung etwas bewegen – und was Sinnvolles für die Bürger tun. Münchens IT stehe im Vergleich mit anderen Großstädten gar nicht so schlecht da. Die gebürtige Münchnerin wohnt aktuell noch in Berlin, wo sie im Vorjahr auch für ein Bundestagsmandat kandiert hatte. Sie hat zwei kleine Kinder und im Fachbereich Gender Studies (Geschlechterforschung) promoviert.

Harald Hoefler hat zwei erwachsene Söhne (26 und 30), die ebenfalls in der IT-Branche tätig sind. Warum er sich für eine Stelle bewerbe, die um einiges schlechter bezahlt ist als ein Top-Posten bei Siemens? Hoefler sagt, er sei mehr als 30 Jahre bei Siemens beschäftigt gewesen. „Ein toller Arbeitgeber.“ Nun aber suche er eine neue Herausforderung. Eine Aufgabe, bei der man der Gesellschaft auch etwas zurückgeben könne. Der studierte Betriebswirtschaftler glaubt, dass es bei der Stadt großen Verbesserungsbedarf bei den IT-Prozessen im Hintergrund, aber auch bei den IT-Prozessen für die Bürger gibt. „Das wird eine lange Reise, aber wir müssen jetzt damit beginnen.“ Sollte er nicht gewählt werden? „Dann ist das für mich auch keine Katastrophe.“

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