Mit einem blauen Auge davongekommen

von Redaktion

Münchens Wirtschaft bewältigt die Corona-Krise besser als befürchtet, der Referent warnt indes vor aktuellen Risiken

Die Stadt ist 2021 laut Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) besser durch die Corona-Krise gekommen, als zu befürchten war. Die aktuelle Lage bezeichnete Baumgärtner gestern angesichts der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichts aber als angespannt und mit Risiken behaftet.

Das Papier stellt eine umfassende ökonomische Bestandsaufnahme des Standortes München, seiner verschiedenen Teilmärkte und der wichtigsten Branchen dar. Sorgen bereitet Baumgärtner ein möglicher russischer Gaslieferstopp, weil Münchens Wertschöpfung zu 21 Prozent im produzierenden Gewerbe stattfindet. Selbst wenn Münchens Stärke nach wie vor die Vielfalt der Branchen sei, hätte ein Minus beim produzierenden Gewerbe unweigerlich Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort. Münchens zentrales Zukunftsthema sei daher der Ausbau klimaneutraler Energie. Hier müssten den Worten Taten folgen.

Eine konjunkturelle Krise würde auch in München „kaskadenartige Effekte“ hervorrufen, warnt Baumgärtner. So sinke bei anhaltend hohen Inflationsraten die reale Kaufkraft und in Summe stehe den privaten Haushalten real weniger Einkommen für Konsumzwecke zur Verfügung. Worunter letztlich der Einzelhandel zu leiden habe. 2021 ist München von dieser möglichen Entwicklung noch verschont geblieben. Laut Wirtschaftsbericht stieg die Kaufkraft gegenüber 2020 um 0,5 Prozent. Das verfügbare Jahreseinkommen liegt in München mit 33 100 Euro pro Einwohner rund 35 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.

Der Einzelhandel hatte unterdessen laut Wirtschaftsreferat bereits vor der Pandemie sinkende Umsätze zu verzeichnen: „Grund war und ist der steigende Anteil des Online-Handels.“ Diese Entwicklung bildet sich auch in den Beschäftigtenzahlen ab, die um 3,7 Prozent oder in absoluten Zahlen um 1944 Arbeitsplätze sank. Die Gesamtzahl der Arbeitsplätze in der Stadt stieg indes im Vorjahr um 7,1 Prozent (+ 6628). Vom Wirtschaftsreferat heißt es: „Die Attraktivität Münchens zeigt sich an der Vielzahl der hier ansässigen Unternehmen. Der Standort ist zum Sitz von Global Playern und Marktführern geworden.“

Bei den Insolvenzen war während der Coronapandemie keine deutliche Zunahme zu beobachten. Hier hätten sich die staatlichen Wirtschaftshilfen ausgezahlt. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen erreichte 2021 wieder das Vor-Corona-Niveau. Für Münchens Start-ups war 2021 laut Wirtschaftsbericht sogar ein Rekordjahr, sie erhielten 4,2 Milliarden Euro Investitionsmittel – dreieinhalb mal so viel wie 2020.

Das Gastgewerbe war unterdessen die mit am stärksten von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffene Branche. 8000 Arbeitsplätze gingen in den beiden Pandemiejahren in Hotels und Gastronomie verloren. Der Umsatz sank um mehr als 40 Prozent. KLAUS VICK

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