Politisch ist es auf allen Ebenen längst Konsens, dass der öffentliche Personennahverkehr günstiger werden muss. In Berlin beispielsweise werden Vertreter der Ampel und der Länder an diesem Freitag offenbar über ein bundesweites Billig-Ticket beraten. Details sind offen, beispielsweise auch die Frage, ob die Bundesländer mitziehen. Ebenfalls am Freitag tagt die Gesellschafterversammlung des Münchner Verkehrsverbundes (MVV). Und bereits jetzt ist klar: Die Ticketpreise in Bayern werden teurer. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und auch die Bayerische Eisenbahngesellschaft wollen zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember eine Steigerung von durchschnittlich 6,9 Prozent. Das hat unsere Zeitung übereinstimmend aus Teilnehmerkreisen der Aufsichtsratssitzung erfahren. Das Gremium tagte am Dienstag. Die MVV-Gesellschafter, also Freistaat, Landeshauptstadt München und MVV-Landkreise, müssen dem noch zustimmen.
Zur Einordnung: Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 hob der MVV die Ticketpreise um durchschnittlich 2,8 Prozent an, zum Fahrplanwechsel 2021 stiegen die Kosten bereits um 3,7 Prozent. Schon bei diesen Tarifanpassungen spielten die Folgen der Corona-Pandemie eine Rolle. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine schlagen überdies die Folgen der Energiekrise durch.
Wie ferner aus Teilnehmerkreisen zu erfahren war, gibt es selbst mit der enormen Steigerung von 6,9 Prozent eine Unterdeckung des Bedarfs für die gestiegenen Kosten bei Energie und Material. Um all das zu kompensieren, müsste die Verkehrsgesellschaft die Preise um stolze 22 Prozent anheben. Die nun avisierte Erhöhung umfasse zudem nicht weitere Angebotsausweitungen, heißt es, sie diene lediglich dazu, die Preise für Energie und Material zu decken.
Wird die Preisanpassung so beschlossen, sollen sich die 6,9 Prozent dem Vernehmen nach einigermaßen gleichmäßig auf alle Tickets verteilen, teilweise würden sogar mehr als der Durchschnittswert von 6,9 Prozent aufgerufen, bei anderen Tickets ist die Erhöhung aber auch weniger hoch. Legt man nun den Durchschnittswert zugrunde, würde beispielsweise der Preis der Einzelfahrkarte für die Kurzstrecke von derzeit 1,80 Euro auf mindestens 1,90 Euro steigen, der Preis der Einzelfahrkarte für die Zonen M-2 von sieben auf wohl bis zu 7,50 Euro.
Die Streifenkarte kostet derzeit 15,20 Euro und könnte demnach mit 16,20 Euro zu Buche schlagen. Der Preis der Single-Tageskarte für die Zone M würde um bis zu 60 Cent steigen. Deutlich teurer würden auch die Monatskarten. Die IsarCard für die Zone M beziehungsweise zwei Zonen kostet aktuell 59,10 Euro und könnte künftig mit mindestens 63 Euro abgerechnet werden. Der Preis bei der Wochenkarte für die Zone M (derzeit 18,60 Euro) würde um wohl 1,20 Euro steigen. Und wer mit der Wochenkarte zum Flughafen will (Zonen M-5 ) zahlt statt 63,10 Euro wohl mindestens vier Euro mehr.