Es geht um seinen Ruf, seine Firmen, ja um sein ganzes Lebenswerk. Vor allem aber: Wenn Alfons Schuhbeck (73) sich ab morgen am Landgericht verantworten muss, geht es um seine Freiheit. Denn die Staatsanwaltschaft legt dem Star-Koch Steuerhinterziehung zur Last: Er soll zwei Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust und sich Steuervorteile über eine Million Euro verschafft haben.
Sollten sich diese Vorwürfe bewahrheiten, heißt das für Schuhbeck: Knast statt Küche. Schon an Weihnachten könnte er im Gefängnis sitzen. Bis 22. Dezember verhandelt das Gericht den Steuerprozess, das Verfahren trägt den Namen Ingwer – nach dem bevorzugten Gewürz des Kochs. Insgesamt 18 Verhandlungstage sind am Landgericht vorgesehen. Ob das ausreicht, wird sich noch zeigen.
Bilder vom Oktoberfest zeigten Alfons Schuhbeck zuletzt deutlich angeschlagen: Blass und dünn ist er geworden. Die Süddeutsche Zeitung fällt ein vernichtendes Urteil über den einst selbstbewussten Star-Koch: „Der ganze Mann wirkt wie erloschen.“ Gerüchte über eine Krankheit machten zuletzt die Runde, die den Steuerprozess womöglich noch zum Platzen bringen könnten. Doch auf Nachfrage unserer Zeitung beim Landgericht sagt Sprecher Laurent Lafleur: „Weder der Pressestelle noch der Kammer ist dazu etwas bekannt.“
Aus Schuhbecks Umfeld ist zu hören: „Die ganze Situation nimmt den Alfons natürlich sehr mit. Solche Vorwürfe gehen nicht spurlos an einem vorbei.“ Doch erkrankt sei er nicht, der Prozessbeginn morgen steht fest. Es ist ernst, das wisse Schuhbeck, sagt ein Bekannter. Denn ab einer Summe von mehr als einer Million Euro hat der Bundesgerichtshof für Steuerhinterzieher eine Bewährungsstrafe ausgeschlossen. Im Klartext: Wer als Steuersünder darüber liegt, wandert ins Gefängnis.
Erleben musste das bereits Schuhbeck-Spezl Uli Hoeneß (70): 2014 wurde der Ex-Bayern-Boss zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt – er hatte 28,5 Millionen Euro hinterzogen. Der große Unterschied: Hoeneß handelte als Privatperson, bei Schuhbeck geht es um Firmengeflechte. Bei einer Betriebsprüfung war das Finanzamt im Jahr 2017 zunächst auf Unregelmäßigkeiten gestoßen, dann rückte die Steuerfahndung an. 2019 kam es sogar zu Hausdurchsuchungen. Vor allem im „Orlando“ und den „Südtiroler Stuben“ wurde ermittelt. Hier soll Schuhbeck durch Manipulationen die Einnahmen verkürzt und Steuern hinterzogen haben.
Brisant: IT-Spezialist Jürgen W. soll den Star-Koch dabei systematisch unterstützt haben. Er ist der Beihilfe angeklagt und wird ebenfalls auf der Anklagebank sitzen. Laut SZ hatte W. sogar ein spezielles Betrugsprogramm für Schuhbeck aufgesetzt. Zwischen den Jahren 2009 und 2016 sollen auf diese Weise Millionen Euro aus den Kassenbüchern verschwunden sein. Teilweise seien die Einnahmen der einzelnen Kellner letztlich höher gewesen als die ausgewiesenen Tageseinnahmen. Täglich seien die Einnahmen demnach gelöscht worden, und zwar immer nach Dienstschluss.
Im Auftrag von Alfons Schuhbeck? Oder hat er die Löschungen gar selbst getätigt? Das wird sich vor Gericht erst noch zeigen und bewahrheiten müssen. Im Vorfeld wollte sich Alfons Schuhbeck nicht zu den Vorwürfen äußern.
Vor Gericht wird der Star-Koch nun gute Erklärungen brauchen. Nach Informationen unserer Zeitung will er aber auch dort nicht sprechen: Zum Prozessauftakt ist kein Statement von Schuhbeck geplant. Dafür werden seine Anwälte Markus Gotzens und Sascha König eine Erklärung verlesen. Vorgesehen ist das für den Saal 134 im Justizpalast – jenen Ort, an dem Uli Hoeneß einst verurteilt worden war. Für Schuhbeck nicht das beste Omen.
In 25 Fällen hat die Staatsanwaltschaft ihn wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Für Schuhbeck dürfte der Prozess der Tiefpunkt seiner Karriere sein. Er, der eigentlich mal Fernmeldetechniker werden wollte, wurde stattdessen einer der bekanntesten Köche und Gastronomen der Republik. Er hat schon die Beatles und Charlie Chaplin bekocht, die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Queen Elizabeth II. – und bis heute auch den FC Bayern München. Schuhbecks Name ist eine Marke, sein Gesicht auf tausenden Kochprodukten, Büchern und regelmäßig im Fernsehen. Doch zur Wahrheit gehört auch: Schuhbecks Firmengeflecht ist längst insolvent. Und der Star-Koch nun mutmaßlicher Straftäter.