Das war’s: Schon ist das 187. Oktoberfest wieder vorbei. Beschreiben lässt es sich in drei Worten: feucht, aber fröhlich. Das Wetter war ein Graus, die Stimmung in den Zelten trotzdem gut. Die Bilanz fällt daher eher positiv aus.
„Trotz Krise, trotz Krieg und trotz Covid haben wir in den Zelten eine gute Stimmung erlebt“, bilanziert Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) mit heiserer Stimme. 17 Tage Wiesn sind auch an ihm nicht spurlos vorbeigezogen. Die Festleitung schätzt die diesjährige Besucherzahl auf 5,7 Millionen. 2019 waren es mit 6,3 Millionen gar nicht so viel mehr gewesen. Demnach besuchten heuer 230 000 Menschen die Oide Wiesn (2019: 500 000). Und auf die Nachfrage, ob diese Zahlen denn sicher stimmen, sagt Baumgärtner mit Nachdruck: „Ja, sie stimmen.“
Dabei wird das Oktoberfest 2022 einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern haben. Einerseits, weil es die erste Ausgabe nach zwei Corona-bedingten Ausfällen war – und andererseits wegen des miserablen Wetters. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es schon mal durchgehend so kalt und regnerisch war“, sagt Wiesn-Wirte-Sprecher Peter Inselkammer. Lediglich gegen Ende der ersten Festwoche dominierte die Sonne. Ansonsten war der Himmel nicht weiß-blau, sondern grau in grau.
Dabei war der Start vielversprechend verlaufen. Am 17. September um neun Uhr kam pünktlich die Sonne raus. Erst als der Einzug der Wiesn-Wirte vorüber war und OB Dieter Reiter (SPD) im Schottenhamel anzapfte, begann es zu regnen. Ein Fingerzeig für die nächsten zwei Wochen. Die vier Eisstände auf dem Oktoberfest durften in der zweiten Hälfte sogar Glühwein verkaufen – erstmals seit 2008. Allerdings stieß das nicht auf viel Liebe bei Standl-Betreibern und Wiesn-Besuchern. Als „moderat“ bezeichnet Baumgärtner den Andrang.
Besonders zu kämpfen hatten mit dem Wetter die Bedienungen in den Biergärten. „Das Geschäft ist quasi weggebrochen“, sagt Inselkammer mitleidig. Da die Wirte – um in Zeiten der Energiekrise ein Zeichen zu setzen – auf die gasbetriebenen Heizstrahler verzichteten, blieb die gemütliche Stimmung draußen heuer aus.
Das spiegelte sich auch in den verkauften Biermengen wider. Nach Angaben der Brauereien tranken die Besucher 5,6 Millionen Mass Bier – und damit 1,7 Millionen weniger als 2019. Beim Essen geht der Trend Richtung Qualität weiter. Dafür nehmen die Gäste dann auch mal mehr Geld in die Hand. Bio, regional, vegan sind sehr gefragt. „Und die Kässpätzle sind dabei, dem Schweinsbraten den Rang abzulaufen“, sagt Baumgärtner.
Auf eine ruhigere Wiesn blicken Polizei, Feuerwehr und Sanitätsdienst zurück. Eine Zunahme war allerdings bei Taschendiebstählen, sexuellen Übergriffen, Kfz-Abschleppungen und Aggressionen gegen Beamte zu verzeichnen. Erfreulich war für die Einsatzkräfte, dass nicht allzu viele Mitarbeiter krank wurden.
Eine besondere Nachricht hatte zum Abschluss noch die Aicher Ambulanz parat. Das erstmals auf einem Volksfest eingesetzte CT zeigte bei einem Patienten, der aus einem anderen Grund untersucht wurde, einen Kiefertumor – und schenkte ihm somit wertvolle Zeit.