Corona kehrt zurück ins Rathaus

von Redaktion

VON KLAUS VICK

Die Wiesn ist vorbei, und Corona zurück. Auch an oberster Stelle: OB Dieter Reiter (SPD) hatte am Mittwochmorgen einen positiven Schnelltest. Die gestrige Vollversammlung im Rathaus wurde daher von Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) geleitet – während der OB die Sitzung von zuhause aus am Live-Stream mitverfolgen musste.

Reiter hat grippeähnliche Symptome, wie es hieß. Er kann aber im Homeoffice arbeiten. Der OB ist bereits zum zweiten Mal mit dem Coronavirus infiziert, Anfang Februar hatte es ihn auch schon erwischt. Dabei hat der 64-Jährige eine Booster-Impfung erhalten.

Im Dezember 2020 befand sich Reiter in einer zehntägigen Quarantäne, weil seine Mutter an Corona erkrankt war. Der Verdacht, dass sich Reiter wie viele andere Münchner nun auf dem Oktoberfest angesteckt hat, ist naheliegend, lässt sich natürlich aber nicht erhärten. Der OB war zwar nicht täglich auf der Wiesn, aber – na ja – nahezu. Allein schon wegen der zahlreichen offiziellen Termine.

Während der gestrigen Stadtratssitzung kehrte jedenfalls ein Stück weit das während der Wiesn ausgeblendete Gefühl der Corona-Angst zurück. Die Vollversammlung beschloss nämlich spontan und mit breiter Mehrheit ein Maskengebot. Das gibt es eigentlich streng genommen nicht mehr. Doch die zeitliche Nähe zum Wiesn-Finale und die steigenden Infektionszahlen bewogen das Gremium zu dieser Vorsichtsmaßnahme. Außer dem OB gab es vier weitere Corona-bedingte Ausfälle, jeweils ein Mitglied von Grünen, SPD, CSU und ÖDP.

Die vorübergehende Maskenpflicht wurde im Übrigen von allen Stadträten beherzigt. Nur Daniel Stanke von der AfD und Richard Progl von der Bayernpartei weigerten sich, dem Gebot zu folgen. Progl sagte unserer Zeitung, es sei heuchlerisch, zwei Wochen auf dem Oktoberfest eng beinander zu sitzen und nun „als Zeichen der Symbolpolitik“ wieder eine Maske aufzusetzen. Überdies gebe es keine rechtliche Grundlage für diesen kurzfristigen Beschluss.

Auch auf der Referentenbank der Stadtminister war der Mund-Nasen-Schutz gestern wichtigstes Accessoire. Egal ob bei Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU), der das 17-tägige Fest-Remmidemmi offenbar unbeschadet überstanden hat, oder allen voran bei Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD). Die war nach eigenem Bekunden heuer nur ein einziges Mal auf dem Oktoberfest – rein privat. Zurek befürchtet, dass in den kommenden Tagen und Wochen nicht nur die Inzidenz, sondern auch die Hospitalisierungsquote in München ansteigen wird.

Aktuell sind in der Landeshauptstadt 522 Betten mit bestätigten Covid-19-Fällen belegt, das sind im Vergleich zur Vorwoche 199 Betten mehr. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag gestern bei 708,9, vergangenen Mittwoch hatte der Wert 547,0 betragen. Auf den Intensivstationen hat sich die Lage bisher nicht drastisch verschlimmert. Aber auch hier ist ein Anstieg zu verzeichnen. So wurden vor Beginn des Oktoberfestes rund 30 bis 40 Patienten mit einer bestätigten Corona-Infektion intensiv behandelt. Stand gestern waren es 54.

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