Ex-Mönch heiratet seinen Mann in der Kirche

von Redaktion

VON NINA BAUTZ

Das Jawort vor dem Standesamt hatte er ihm schon im Frühjahr vergangenen Jahres gegeben, vor Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Jetzt hat der frühere Benediktinermönch Anselm Bilgri (68) in einer katholischen Kirche seinen Mann samt Segen geheiratet.

Mehr als 120 Gäste verfolgten am Samstag die Zeremonie in St. Willibrord in München. Dies wäre in der früheren religiösen Heimat des ehemaligen römisch-katholischen Klerikers nicht möglich gewesen. Doch Bilgri ist zu den liberaleren Altkatholiken übergetreten, bei denen gleichgeschlechtliche Ehen möglich sind.

Die kirchliche Trauung sei ihm mit seiner Vergangenheit sehr wichtig gewesen, sagte Bilgri nach dem Ringwechsel. Gottes Segen habe er sich ganz besonders auch für die Zeit erbeten, in der es vielleicht „manchmal eher abwärts geht als aufwärts“. Auch sein Mann sagte, er sei noch nervöser gewesen als vor der standesamtlichen Hochzeit – und fühle sich nun „ganz beseelt und ganz glücklich“.

Bilgri wurde vor rund 40 Jahren vom damaligen Erzbischof Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., zum Priester geweiht – und später Prior des Klosters Andechs. Inzwischen gilt er als scharfer Kritiker seiner früheren Kirche, spricht sich gegen den Zwangszölibat und für mehr Rechte Homosexueller aus. Er wünsche sich einfach, dass es normal werde, dass zwei Männer oder zwei Frauen auch kirchlich heirateten, sagte Bilgri nach seiner kirchlichen Trauung.

Ende 2020 hatte Bilgri bekannt gegeben, aus der römisch-katholischen Kirche aus- und zu den Altkatholiken übergetreten zu sein. Kurze Zeit später machte er öffentlich, dass er schwul ist und seit Jahren mit seinem knapp 30 Jahre jüngeren Partner zusammenlebt.

Inzwischen ist Bilgri bei den Altkatholiken ehrenamtlich wieder als Priester tätig. Papst Franziskus hat ihn darum nach eigenen Angaben offiziell aus dem Klerikerstand der römisch-katholischen Kirche entlassen.  dpa

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