Mit deutlicher Kritik an Reformverweigerern in der katholischen Kirche hat sich der Sozialethiker Professor Hans Tremmel (59) am Freitag vom Amt des Diözesanratsvorsitzenden im Erzbistum München und Freising verabschiedet. „Wer nach dem furchtbaren Missbrauchsgeschehen alles so lassen will, wie es ist, verschwendet unser aller Zeit mit ergebnislosen Laber-Runden“, sagte er bei der Vollversammlung des Diözesanrats Ohlstadt (Kreis Garmisch-Partenkirchen) im Hinblick auf den Synodalen Weg.
Zwölf Jahre lang hat Tremmel an der Spitze des Diözesanrats der Katholiken im Münchner Erzbistum gestanden. Vom Amtsantritt im Jahr 2010 an überschattete der Missbrauchsskandal auch die Arbeit des Diözesanrats. An zahlreichen Dialog-Runden hat er sich mit großem Elan beteiligt und für Reformen in der Kirche gekämpft – so auch beim noch nicht beendeten „Synodalen Weg“.
Empört zeigte er sich über Bischöfe, die grundsätzlich und von vornherein gegen alles sind. „Anonym abstimmen, sich hinter der vermeintlichen unantastbaren Lehre verstecken, auf die Bremser und Reformverhinderer aus dem Vatikan hoffen (…), das ist für Führungskräfte der Kirche beschämend“, sagte er. Wer als Bischof dazu einlade, sich auf den Synodalen Weg zu machen, nur um permanent in der Tradition und der festgesetzten Lehre zu bleiben, erzeuge nur Frust, anstatt den Reformstau um der Menschen willen endlich aufzulösen. „Die dümmlichen Aussagen mancher Kurienkardinäle will ich hier nicht weiter kommentieren“, sagte Tremmel. Erst kürzlich hatte der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch für Empörung gesorgt, als er die Reformdebatten in Deutschland mit Vorgängen in der Nazi-Zeit verglichen hatte.
Tremmel räumte ein, dass der „Synodale Weg“ kein Spaziergang sei – eher eine Alpenüberquerung. „Unser erklärtes Ziel dabei ist Rom und nicht Canossa. Wir sind nicht als Bittsteller unterwegs.“ Er habe weiter die Hoffnung, dass es sich lohnt. Auf die theologische Qualität der Texte, die in abertausenden von ehrenamtlichen Arbeitsstunden entstanden seien, könne man wirklich stolz sein. CLAUDIA MÖLLERS