„Ohne Ehrenamt kann die Demokratie einpacken“

von Redaktion

Jahresempfang des Katholikenrats – Ex-Bürgermeisterin Strobl warnt Kirche vor Rückzug

Wie wichtig das kirchliche Ehrenamt in der katholischen Kirche und für die Gesellschaft ist, hat die frühere Münchner Bürgermeisterin Christine Strobl beim Jahresempfang des Katholikenrats der Region München im Saal des Alten Rathauses betont. Im Erzbistum München und Freising gebe es 7500 Pfarrgemeinderäte und 120 000 Ehrenamtliche: „Eine stolze Zahl! Die Kirche gäbe es nicht ohne die Gläubigen und die Ehrenamtlichen. Die Gemeinden sind ohne das ehrenamtliche Engagement nicht denkbar.“

Sie werde mit Hinweis auf den Missbrauchsskandal immer wieder gefragt, warum sie noch nicht aus der katholischen Kirche ausgetreten sei. Strobl räumte ein, dass es ihr zunehmend schwergefallen sei, darauf zu antworten. Kirche stehe bei vielen Menschen für Machtmissbrauch und patriarchale Strukturen: „Auch ich sehe oft das Dunkle, nicht das Licht.“ Aber gerade das Ehrenamt, das berufen sei, die Welt aus dem Glauben heraus zu verändern, stehe für das Licht. Die Kirche dürfe sich keinesfalls zurückziehen: „Dann bildet sich ein Vakuum, das andere füllen mit einer ganz anderen Ethik. Das können wir schon beobachten. Ich halte das für ganz gefährlich“, warnte sie. Kirche bestehe nicht nur aus dem Missbrauchsskandal. Die Aufarbeitung sei natürlich sehr wichtig. „Manchmal würde ich mir aber wünschen, dass auch andere Institutionen mit einer solchen Ernsthaftigkeit an die Aufarbeitung herangehen würden.“

Stadträtin Gudrun Lux (Grüne) dankte den Ehrenamtlichen als wichtige zivilgesellschaftliche Akteure für ihren Einsatz: „Ihre Hilfe ist unbezahlbar.“ Auch in einer reichen Stadt wie München könne nicht alles mit Geld gekauft werden. Die Ehrenamtlichen trügen dazu bei, die Welt ein bisschen besser zu machen. Auf Twitter schob sie nach: „Ohne Ehrenamt könnte die Demokratie einpacken.“ CLAUDIA MÖLLERS

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