Sonnenkönig vom Kaiserplatz

von Redaktion

Zum 75. Geburtstag erzählen Christian Udes Nachbarn von ihrem prominenten Bekannten

VON LEONI BILLINA

Gestern hat Christian Ude seinen 75. Geburtstag gefeiert – inklusive einiger Überraschungen: „Ein Imam vom Münchner Forum für Islam hat mich mit Süßigkeiten aus der arabischen Welt überrascht“, erzählt er. Und die Künstler der Domagk-Ateliers spendierten ihm ein gemeinsames Kunstwerk sowie ein Danke-Plakat mit Unterschriften. „Das hat mich riesig gefreut.“ Heute rückt das Viertel des Alt-OB in den Blick. Wir gehen auf einen Spaziergang durch Schwabing, wo er mit seiner Frau Edith von Welser-Ude wohnt. Nachbarn und Weggefährten erzählen ganz privat vom Sonnenkönig vom Kaiserplatz.

Legendäre Partys

Im Stockwerk über dem Alt-OB wohnt Ursula Richter. „Ich gehöre hier zum lebenden Inventar“, sagt sie und lacht. Seit 42 Jahren wohnt Richter schon im Haus, besonders gern erinnert sich die Rheinländerin an die Faschingspartys im Keller. „Das war schon legendär – Christian als Müllmann, Edith als Müllmännin.“ Ursula Richter begleitet die Udes über die Jahrzehnte, die Zeit des Münchners als Oberbürgermeister. „Bei Wahlveranstaltungen hatte er immer gern seinen ganzen Tross dabei – und wir haben ihn moralisch unterstützt“, erzählt sie. „Ich mag ihn einfach furchtbar gern. Er hat so einen trockenen Humor, ist zu allen Schandtaten bereit.“ Auch wenn der Terminkalender voll und die gemeinsame Zeit manchmal rar war: Das Verhältnis war immer gut, fast familiär. „Ich wünsche ihm alles Glück der Welt und Gesundheit. Von Herzen gratuliere ich Christian zum Geburtstag und wünsche uns Münchnern, dass er uns mit Witz und Charme noch lange erhalten bleibt!“

Grüße vom Griechen

Charis Ioannou führt gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester das griechische Lokal Elia an der Herzogstraße, in dem Griechenland-Fan Christian Ude gern zu Gast ist. „Mittlerweile ist er mehr ein guter Freund als ein Gast“, sagt die Griechin. Die beiden kennen sich schon lang: Vor gut 30 Jahren, als Charis noch in einem anderen Restaurant in Schwabing kellnerte – erst an der Hohenzollernstraße, dann an der Kaiserstraße –, lernten sie sich kennen, erzählt sie. Seitdem ist der Kontakt nie abgebrochen. „Ich wusste schon, als wir uns kennenlernten, dass er für Griechenland, die Leute und die Kultur eine besondere Zuneigung empfindet.“ Seit 2007 hat sie ihr eigenes Restaurant Elia. „Letzte Woche kam er mal reingeplatzt und hat gefragt, ob wir das Essen für seine private Geburtstagsfeier am Mittwoch machen können.“ Nur zu gern – denn der Alt-OB und seine Frau liegen Ioannou am Herzen. „Er ist ein ganz bodenständiger, herzlicher und hilfsbereiter Mensch. Und er ist immer gut drauf, hat immer gute Sprüche drauf.“

Hüter der Urlaubsfotos

Ins Foto- und Kopiergeschäft von Patrik und Eric Licht kommt der Alt-OB, wenn er seine Fotos drucken möchte. Ob Urlaubsbilder oder Festzeitungen: Vertrauensvoll wendet er sich mit den Bildern an die Lichts. Das Geschäft gibt es bereits seit 1991 im Viertel. „Er grüßt immer, wenn er vorbeikommt – es ist einfach immer nett mit ihm“, sagt Patrik.

Ein Lieblings-Platzerl

Auf der Bank, auf der Serge Janzen mit seinem Hund Benni eine Pause macht, sitzt auch das Ehepaar Ude gern. Janzen wohnt in der Nachbarschaft, im Viertel läuft er dem ehemaligen Stadtoberhaupt immer mal wieder über den Weg. Für München habe Ude viel getan, sagt er. „Ich schätze ihn als intelligenten und politisch gut entwickelten Menschen“, sagt er. „Zum Geburtstag wünsche ich ihm und seiner Frau Gesundheit und Frieden, in diesen Zeiten.“

Ein positiver Mensch

Wenn Christian Ude einkaufen geht, dann zu Uwe Schlieker. Im Edeka an der Herzogstraße findet er alles, was er braucht – und hat immer ein nettes Wort auf den Lippen, erzählt Schlieker. „Herr Ude ist ein positiver Mensch, ich habe ihn noch nie schlecht gelaunt erlebt.“ Als der Markt 2013 öffnete, fand der damalige OB trotz seines vollen Terminkalenders die Zeit, mit seiner Frau vorbeizukommen. „Er war also gewissermaßen einer unserer ersten Kunden!“

Wohnungen getauscht

Die Dettendorfers wohnen im Haus von Ehepaar Ude, sind Nachbarn, seit sie 1990 am Kaiserplatz eingezogen sind. „Zuerst haben wir im Erdgeschoss gewohnt und die beiden ganz oben, 2002 haben wir dann die Wohnungen getauscht – auch wenn sich Herr Ude nur schwer von der schönen Terasse oben trennen konnte“, erzählt Karl Dettendorfer. Geblieben ist die Bücherwand im Wohnzimmer, zu gut passt die dort rein. Und: Ein riesiges Katzen-Graffito über die gesamte Decke im Badezimmer – offensichtlich, dass Ude und seine Frau bekennende Katzen-Liebhaber sind. 1993 hat der Alt-OB den Künstler Loomit mit dem Werk beauftragt. „Das ist etwas wirklich Besonderes“, sagen die Dettendorfers. Sie lieben ihr Zuhause und schätzen die Hausgemeinschaft. „Ich kann nur in den höchsten Tönen von den Udes sprechen“, sagt Gabriele Dettendorfer. Man hilft sich aus, legendär auch die Faschingspartys im Keller des Wohnhauses – „mittlerweile sind alle ruhiger geworden, aber das war schon toll früher“, sagt Karl Dettendorfer.

Schwabinger Institution

Mindestens einmal die Woche ist das Ehepaar Ude mittags zu Gast im Lokal Kaisergarten an der Kaiserstraße. Vor allem draußen, im Garten sitzen die beiden gern. „Ich könnte mir vorstellen, dass es dem Ehepaar Ude ganz gut gefällt, dass man seit Corona nicht mehr ganz so eng beieinander sitzt“, sagt Betreiber Markus Thatenhorst und lacht. Durch den Schanigarten hat sich alles entzerrt, „vielleicht ist er deshalb jetzt noch häufiger hier als früher“. Außerdem wohne er direkt ums Eck, sei ein immer gern gesehener Stammgast. „Herr Ude ist ein total angenehmer, zurückhaltender Mensch“, sagt der Chef, „nie laut oder fordernd.“ Das bestätigt Christoph von Törne, der seit elf Jahren im Kaisergarten arbeitet. „Er hat Humor, ist einfach eine Schwabinger Institution.“ Als Bedienung fällt ihm vor allem auf: „Herr Ude ist von der alten Schule. Immer korrekt und fair, das ist heutzutage für uns als Servicepersonal leider keine Selbstverständlichkeit.“

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