15 Klimaaktivisten haben sich vergangene Woche unter anderem an Autos in der BMW-Welt und auf Straßen festgeklebt (wir berichteten). Daraufhin nahm die Polizei sie in Gewahrsam. Sechs Tage lang war der Großteil von ihnen insgesamt in Haft. Zwei der Aktivisten, Mauricio Misquero (33) aus Spanien und Sylvain Kuppel (36) aus Frankreich, sprechen mit unserer Zeitung darüber, warum sie trotz aller Kritik alles genau so wieder tun würden.
Sie sind beide Naturwissenschaftler. Auf Haft bereitet man sich da nicht vor. Wie geht es Ihnen?
Kuppel: Es war das erste Mal, dass ich überhaupt mit der Polizei in Kontakt gekommen bin. Aber ich fühle mich okay. Misquero: Ich muss hinzufügen, dass wir das hier nicht machen, weil wir zivilen Ungehorsam mögen. Wir haben nur keine andere Option mehr. Das ist der letzte Weg, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erlangen.
Und für diese Aufmerksamkeit opfern Sie Ihre Freiheit?
Misquero: Es ist eine sehr starke Botschaft, die wir damit senden. Wir müssen die Dringlichkeit der Situation kommunizieren. Und etwas, das jeder versteht, ist, wenn einem die eigene Freiheit genommen wird.
Wie haben Sie die Haft erlebt?
Kuppel: Wir waren erst in Isolationshaft, dann durften wir eine Stunde pro Tag miteinander sprechen. Wir durften aber keine Bücher dabeihaben. Das war hart. Es kann einen schon etwas verrückt machen. Misquero: Es gibt einem aber auch Zeit, über das nachzudenken, was im Leben wichtig ist und warum wir das tun, was wir tun. Es gibt einem Kraft. Wir alle hatten das Gefühl, dass es weitergehen wird. Das ist nicht das Ende des Kampfes, es ist erst der Anfang! Aber es ist wichtig, ohne Gewalt für Maßnahmen gegen die Klimakrise zu protestieren.
Wie reagieren Sie auf Kritik, dass beispielsweise Rettungswagen nicht durchkämen?
Kuppel: Bei jeder Aktion gibt es einen Teil der Straße, der nicht blockiert ist. Damit Retter durchkommen. Wir versuchen, alles zu blockieren – außer Rettungsgassen.
Interview: Sophia Oberhuber