Es ist ein wahres Horror-Szenario: Der Strom fällt aus, nichts geht mehr. Die Versorgung wird lahmgelegt, Infrastruktur, Kommunikation, Verkehr – alles Fehlanzeige. Dauert der Stromausfall länger als zwölf Stunden und betrifft er ein ganzes Land, Teile Europas oder gar den gesamten Kontinent, spricht man von einem Blackout. Die Stadt bereitet sich auf eine solche Situation vor – und das kann auch jeder Münchner tun. Krisenmanagerin Sandra Kreitner verrät, wie.
„Das ist ganz einfach. Wichtig ist, dass man sich Lebensmittel, Wasser und persönliche Medikamente für zehn bis 14 Tage zulegt – je nach Personengruppe“, sagt die 39-Jährige aus dem Landkreis Weilheim-Schongau. Dazu gebe es im Netz auch diverse Checklisten. Die Expertin beruhigt, man habe noch genug Zeit. „Wichtig ist, dass man anfängt, sich einen Vorrat anzulegen und Schritt für Schritt vorgeht.“ Zum Beispiel: Bei jedem Einkauf ein bisschen was mitnehmen. Dazu sind ein batteriebetriebenes Radiogerät, Leuchtmittel mit Batterien und gegebenenfalls ein Campingkocher sinnvoll. Kerzen sollte man nur in Gläsern verwenden, rät die Krisenmanagerin.
Wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Deutschland? „Das Risiko ist gestiegen, es ist da. Es gibt aber keine akute Gefahr und keinen Grund für Panik“, erklärt Kreitner. Die derzeit aktuelle Einschätzung stamme aus der „Sicherheitspolitischen Jahresvorschau 2021“ des Österreichischen Bundesheers. Darin wird ein Blackout in den kommenden drei Jahren als „wahrscheinlich“ eingestuft. Die Ursachen für einen Blackout reichen von technischem oder menschlichem Versagen über extreme Wetterverhältnisse und Stromungleichgewichte bis hin zu terroristischen oder Cyber-Attacken. Als Teil des europäischen Verbundnetzes könnte Deutschland über „Dominoeffekte“ betroffen sein, wenn die europaweite Stromversorgung innerhalb weniger Sekunden und ohne Vorwarnung zusammenbricht.
Auch die Landeshauptstadt bereite sich unter der Federführung der Branddirektion München unabhängig von der Eintrittswahrscheinlichkeit auf das Szenario eines Blackouts vor, teilt die Pressestelle der Münchner Feuerwehr auf Nachfrage mit. „Auch in München werden dabei die kritischen Infrastrukturen ins Auge gefasst und berücksichtigt.“ Mehr verrät die Branddirektion bisher allerdings nicht, „aus sicherheitsrelevanten Gründen“.
Das Thema bekommt mehr und mehr Aufmerksamkeit. „Etwa seit einem halben Jahr gibt es sehr viel mehr Anfragen. Und auch die Teilnehmerzahlen steigen“, berichtet Kreitner. Sie hält nämlich Vorträge zu dem Thema und berät Gemeinden, wie sie sich für den schlimmsten Fall wappnen können.
„Auf jeden Fall ruhig bleiben und erst mal abklären, ob es sich nicht nur um einen lokalen Ausfall handelt“, lautet ihr Rat für Privatpersonen. Es ist ratsam, den Herd auszuschalten, wenn man am Kochen war, und elektrische Geräte auszustecken. Dann sollte man übers Radio die Lage verfolgen. Auf keinen Fall sollte man im Haus grillen und Kerzen unbeaufsichtigt lassen. Lebensgefahr besteht zudem, wenn Notstromaggregate in der verschlossenen Garage laufen und die Durchgangstür zum Haus offen ist.