Ganz München ist balla balla

von Redaktion

Das Gastspiel der American-Football-Liga NFL versetzt die Stadt in den Ausnahmezustand

VON YANNICK THEDENS

Angriffslustig blickt er drein, der grün-weiße Seeadler, den Captain Seahawk als Hut trägt. Seine aufwendige Kopfbedeckung zieht am Samstagabend im Schneider Bräuhaus alle Blicke auf sich – auch weil der 60-Jährige passend dazu Perücke, Brille und Handschuhe in Giftgrün trägt.

Das Seahawk-Blau findet sich in seinem geschminkten Gesicht, seinem Hemd und auf der am Hut befestigten Tafel. „Munich, Germany“ steht darauf – und ja, das ist wichtig zu erwähnen. Denn normalerweise spielen die Footballer der Seattle Seahawks daheim im Nordwesten der USA. Ihr Duell gegen die Tampa Bay Buccaneers aus Florida in unserer Allianz Arena gestern um 15.30 Uhr war das erste Spiel der National Football League (NFL) auf deutschem Boden – eine Premiere der Superlative!

Und dass alle Gäste im Bräuhaus mit Captain Seahawk ein Foto machen wollen, will was heißen – schließlich ist er nur einer der Fans in auffälliger Montur. Wie die zwei Frauen neben ihm haben es viele bei der großen Fete der German Sea Hawkers krachen lassen. Das ist der offizielle deutsche Fanclub. Aber nicht nur im Bräuhaus war Ausnahmezustand – ganz München war am Wochenende im Football-Fieber.

Samstagabend am Stachus: „Sea! Hawks! Sea! Hawks! Sea! Hawks!“ Laut hallen die Schlachtrufe der Fans durch die Straßen. Am Augustiner Stammhaus sieht man sie dann auch in langen Schlangen am Eingang warten – das kann schon mal zwei Stunden dauern. Währenddessen beantworten zwei Helfer in gelben Westen Fragen zu anderen Events oder Fanartikeln. In den USA ist Football ein Mega-Ereignis, inzwischen gibt es aber auch bei uns ziemlich viele Fans. Deshalb haben viele Gasthäuser Partys für die Fans geschmissen.

Wer vorm Augustiner Stammhaus geduldig wartet, wird drinnen johlend begrüßt. Die Stimmung ist ausgelassen. An einem Tisch sitzt Raphael Stadler. Er sei voller Vorfreude auf ein „geiles Spiel“, sagt er. Um seine Seahawks einmal live spielen zu sehen, ist er extra mit fünf Freunden aus der Schweiz angereist.

Währenddessen im Hofbräuhaus: Schon von Weitem sind die grimmigen Totenschädel auf rotem Grund zu sehen. Damit zeigen die Anhänger dieser Mannschaft: Hier beginnt das Revier der Tampa Bay Buccaneers. Das Team um Star-Quarterback Tom Brady hat das Hofbräuhaus am Platzl zu seinem Stammhaus erklärt. Drinnen ist es warm, laut und rot. Der Gastraum leuchtet in der Vereinsfarbe der Bucs. Am Eingang können Fans Fotos mit Pappaufstellern der Spieler machen. Und wer nach hinten läuft, muss zweimal hinschauen: Bucs-Rot neben Seahawks-Grün. Patrick Jahn (33) aus Bremen jubelt dem Team aus Tampa Bay zu, Nick Waine (33) aus Seattle klatscht für seine Seahawks – trotzdem sind sie Freunde. „Im Suff haben wir uns kennengelernt“, erzählt Patrick. Beim Volleyball haben sie das erste Mal über Football gesprochen – ihre gemeinsame Leidenschaft. Als sie vom Spiel in München erfahren, kauft Patrick Karten – für je 750 Euro. Nick bezahlt die Flüge. Ja, Football macht ballaballa.

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