Der Alte Botanische Garten (Maxvorstadt), gleich gegenüber dem Justizpalast gelegen, ist immer wieder Schauplatz von Gewaltdelikten. Allein für das Jahr 2021 sind in der polizeilichen Kriminalstatistik 133 Taten dokumentiert. Und die geschehen zum Teil am helllichten Tag: Vor rund einem Monat, am 18. Oktober, lockte ein bislang unbekannter Täter eine zwölfjährige Schülerin des Luisengymnasium morgens auf ihrem Schulweg in den Alten Botanischen Garten, um sie dort sexuell zu missbrauchen. Der Täter ließ erst von seinem Opfer ab, als ein weiteres Kind auftauchte.
Der Vorfall hat nicht nur Eltern, Kinder und Schule, sondern auch die Behörden alarmiert. In seiner jüngsten Sitzung hat der zuständige Bezirksausschuss der Maxvorstadt (BA) zu dem Thema ausführlich beraten – und ein erstes Maßnahmenpaket verabschiedet. Der BA folgte zunächst dem Antrag der CSU-Faktion und fordert die Stadt München auf, zusammen mit der Polizei und dem Kommunalen Außendienst (KAD) schnellstmöglich ein Konzept zur Schulwegsicherheit im Bereich des Alten Botanischen Gartens umzusetzen. Zusätzliche Streifen, insbesondere vor und nach den Unterrichtszeiten, sollen hier für mehr Sicherheit sorgen. CSU und Freie Wähler haben einen identisch lautenden Antrag bereits am 3. November 2022 im Stadtrat eingereicht.
Doch das allein genügt dem Gremium nicht. BA-Vorsitzende Svenja Jarchow-Pongratz (Grüne) betont die Vielschichtigkeit der Thematik: „Die Frage nach verstärkter Polizeipräsenz ist sehr aktuell, dennoch müssen wir an mehreren Stellen ansetzen.“ Denn insbesondere Schüler und Eltern seien stark verunsichert, wie Georg Jakob (Grüne) erläutert: „Das Thema Schulweg war für das Luisengymnasium schon immer problematisch und wurde von Eltern bei Info-Abenden thematisiert. Bisher konnte die Schule darauf verweisen, dass noch nie etwas passiert sei – das geht nach diesem schlimmen Vorfall nicht mehr. Manche Schülerinnen und Schüler wollen wieder zur Schule begleitet werden.“
Die Polizei habe bereits verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit im Areal ergriffen, erklärt ein Sprecher auf Nachfrage. Unter anderem würden zu allen Tages- und Nachtzeiten uniformierte und zivile Einsatzkräfte auf Streife gehen, es gebe dort außerdem regelmäßig Schwerpunkteinsätze. Die Polizei stehe mit dem Luisengymnasium und „vielen anderen Stellen aus dem Umfeld des Alten Botanischen Gartens“ im Kontakt, um mit ihnen gemeinsam an einer Erhöhung der Sicherheit zu arbeiten.
Das Referat für Bildung und Sport der Stadt München (RBS) bestätigt ebenfalls, sowohl akute Maßnahmen wie erhöhte Präsenz von Polizei und Jugendbeamten als auch mittel- und langfristige Projekte zum Schutz und zur Stärkung der Schüler einführen zu wollen. Genau dort setzen die nun beschlossenen Maßnahmen des BA an: Im ersten Schritt will der BA allen Schulen der Maxvorstadt Schüler-Präventionskurse zum Thema Schulwegsicherheit finanzieren. Die Schulen sollen die Kurse selbst entsprechend ihrer Erfahrungen und angepasst an die Altersgruppen auswählen. Wer mitmachen will, muss lediglich bis Ende des Jahres einen Antrag beim BA einreichen.
Zusätzlich will der BA dem Luisengymnasium vorschlagen, es bei einem Schüler-Workshop zur Umgestaltung des am Rand des Alten Botanischen Gartens gelegenen Karl-Stützel-Platzes zu unterstützten. „So ein Workshop wäre toll im Hinblick auf die Umgestaltung des nicht sehr attraktiven Platzes im öffentlichen Raum, zum anderen hilft er Schülerinnen und Schülern, nach der schlimmen Erfahrung wieder ins Handeln zu kommen und gemeinsam etwas Schönes zu kreieren“, sagt Jarchow-Pongratz.
Der Täter vom 18. Oktober ist übrigens noch nicht ermittelt worden.