Am Limit

von Redaktion

VON SASCHA KAROWSKI

Bei BMW sind nach Auskunft einer Sprecherin aktuell für die deutschen Standorte einige hundert Stellen ausgeschrieben. Und bei der Stadtverwaltung in München sind 11,5 Prozent der Stellen unbesetzt. Die Stadt beschäftigt insgesamt über 40 000 Mitarbeiter. „Es wird zunehmend schwierig, Fachkräfte zu gewinnen“, sagt eine Sprecherin des Personalreferates. Dessen Chef, Andreas Mickisch, ergänzt: „München ist ein großartiger Standort für viele Firmen, das macht sich bei der Suche nach Fachkräften natürlich bemerkbar. Dazu kommt, dass wir uns am Beginn einer Ruhestandswelle befinden.“ Viele städtische Mitarbeiter aus geburtenstarken Jahrgängen verabschiedeten sich jetzt schon oder in den kommenden Jahren aus dem Arbeitsleben.

Der Personalmangel stellt auch die München Klinik vor Herausforderungen. „Stellen können primär im Pflegebereich nicht sofort besetzt werden“, sagt eine Sprecherin. Rund 3000 Mitarbeitenden im Pflegebereich stünden im Schnitt rund 300 offene Stellen gegenüber. Die München Klinik setzt daher Leiharbeitskräfte zur Überbrückung ein, damit die Stellen bis zur Nachbesetzung nicht vakant bleiben.

Und auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) will allein fürs nächste Jahr 220 offene Stellen als Tram-, Bus- und U-Bahn-Fahrer besetzen. Die Gewerkschaft Verdi schätzt, dass bis zum Jahr 2030 bundesweit fast 100 000 Stellen im Öffentlichen Nahverkehr offen sein werden. Und allein in Bayern werden bis 2035 1,3 Millionen Menschen am Arbeitsmarkt fehlen.

Das Thema hat längst die Politik erreicht. Grüne und SPD haben dieser Tage eine Initiative lanciert, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Denn gleichzeitig gibt es in München viele ausbildungs- und arbeitswillige Menschen, denen der Zugang zum Arbeitsmarkt allerdings bisher erschwert wird (siehe Kasten).

Auf Antrag der Stadträte sollen im Referat für Arbeit und Wirtschaft zusätzliche Stellen geschaffen werden, die sich unter anderem um die Gewinnung von Fachkräften kümmern sollen. „Mit dem MBQ, dem Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm, hat die Stadt ein leistungsstarkes Programm zur Integration von Menschen in den Arbeitsmarkt und zur Sicherung von Fachkräften“, sagt Grünen-Vize Clara Nitsche. „Der Mangel an Fachkräften, der erhöhte Zuzug durch Migranten mit erheblichem Qualifizierungsbedarf und die Herausforderungen der Digitalisierung machen eine Ausweitung der bisherigen Projekte dringend erforderlich.“

Ein weiterer Antrag hat die Verstärkung der Job-Akquise zum Inhalt. Zu diesem Zweck sollen im Referat für Wirtschaft und Arbeit zu der bereits existierenden, stark auf die Gewinnung von Pflegekräften abzielenden Stelle zwei weitere Stellen geschaffen werden, um eine Ausweitung auf andere Berufsfelder zu ermöglichen. Stadträtin Julia Post (Grüne): „Wir wollen die Beratungspalette auf weitere Mangelberufe wie zum Beispiel Hotellerie und Gastronomie erweitern. Dabei legen wir Wert darauf, Menschen in Arbeit zu bringen, die hier leben, statt Fachkräfte aus anderen Ländern abzuwerben.“

Artikel 2 von 6