München – Die Heilig-Kreuz-Kirche, die Icho-Grundschule, die evangelische Lutherkirche, der Giesinger Bräu, der Knollhof und andere Gebäude – der Bastelbogen der Bürgerinitiative „Kirchplatz Giesing“ enthält alle wichtigen Häuser rund um die Kreuzung am Giesinger Berg. Einfach ausschneiden, zusammenkleben und auf dem Lageplan platzieren. Und dann kreativ werden und sich seine eigene Vision vom Kirchplatz gestalten – dazu will die Bürgerinitiative animieren. Den Bastelbogen, gestaltet vom Giesinger Architekten Amlis Botsch, gibt’s derzeit in zahlreichen Giesinger Geschäften und auf der Internetseite www.kirchplatz-giesing.de. Bis 15. Dezember kann man seine Ideen dann präsentieren – in Sozialen Medien mit dem Hashtag #meinkirchplatz. Oder auf dem Tollwood: Dort stellt die Initiative die besten Einsendungen, die sie per Mail (kontakt@kirchplatz-giesing.de) bis zum 15. Dezember erreichen, aus.
Gleichzeitig liegen seit vergangener Woche Unterschriftenlisten für eine Petition zur Neugestaltung der Kreuzung aus, zudem wurde eine Online-Petition gestartet. Die Aktion kommt knapp vor der Entscheidung des Stadtrats zur Fuß- und Radbrücke am Giesinger Berg.
Morgen will der Bauausschuss das Projekt nach Informationen der Initiative mit den Stimmen von Grün-Rot beschließen. „Der Bau der Fahrradbrücke wird die Vision, den Platz zu einem echten Zentrum umzugestalten, wesentlich erschweren“, glaubt Erwin Glas von der Bürgerinitiative. Die Brücke passe nur schwer zu der Idee, einen Deckel auf den Platz zu setzen, den Verkehr dort unterirdisch zu führen und oben den Kirchplatz als lebendigen Treffpunkt zu entwickeln. Zudem könnte die Brücke die benötigten Ressourcen über viele Jahre binden. Und man würde sich über die Stimmen der Bevölkerung hinwegsetzen, die von der Kirchplatz-Idee begeistert seien. „Würde jetzt die Brücke gebaut, geschähe dies nach dem Motto: Wir hatten das damals so versprochen und jetzt bauen wir es halt, obwohl es eigentlich keiner mehr so richtig will“, erklärt Clemens Marschner, von dem die Idee des Giesinger Kirchplatzes stammt.
Die Bürgerinitiative glaubt jedoch, das bessere Konzept zu haben. Auch die Brücke kam 2012 als Idee eines Bürgers auf. Später setzte sich die „Brückenallianz Giesinger Berg“ dafür ein, mit einem Steg über den Giesinger Berg eine durchgehende Fuß- und Radwegverbindung zwischen Haidhausen und Harlaching entlang des Isar-Hochufers zu ermöglichen.
Das Problem: Speziell am Unterbau, dem Postament der Heilig-Kreuz-Kirche, äußerten Natur- und Denkmalschutz Bedenken, weshalb eine Machbarkeitsstudie erstellt werden musste. Dann gab es von verschiedenen Architekturbüros Vorschläge, wie die Brücke vom Plateau der Heilig-Kreuz-Kirche an die gegenüberliegende Bergstraße hinter dem Giesinger Bräu am besten angebunden werden könnte. Unter anderem ging es darum, dass Fußgänger, Radfahrer, Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer sie problemlos nutzen können, das Gefälle passt, dass man sie angstfrei nutzen kann und auch der Winterdienst durchkommt, ohne den Verkehr darunter zu gefährden. Der nun ausgewählte Entwurf sieht eine 3,50 Meter breite Brücke mit zwei Schwüngen vor. Mit dem Corten-Stahl passt die Konstruktion farblich zur Kirche. Die wertvollsten Bäume können erhalten werden, die Stützen behindern den Gehweg nicht. Zudem ist der Unterhaltsaufwand gering.
Stimmt der Stadtrat morgen dieser Version zu, muss das Baureferat eine Entwurfsplanung erstellen. Das Ergebnis kommt noch mal zur Projektgenehmigung in den Stadtrat. Es ist nicht die einzige Entscheidung, die für das Gebiet ansteht. Anfang 2023 soll der Stadtrat über die Maßnahmen zur Umsetzung des Radentscheids am Giesinger Berg entscheiden. Dabei soll der gesamte Knoten vor den Kirchen umgebaut werden. Es soll neue Radspuren und mehrere Fußgängerüberwege geben, vor allem soll bergab eine Fahrspur wegfallen. Insgesamt wäre dies dann das sichere Aus für die Kirchplatz-Idee.