Der Massenprotest der Schüler

von Redaktion

Tausende demonstrieren für eine bessere finanzielle Unterstützung von Privatschulen

VON LEONI BILLINA

Der Königsplatz ist gerammelt voll an diesem Mittwochnachmittag: Gestern versammelten sich dort 13 000 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern aus ganz Bayern zur gemeinsamen Kundgebung. Das Thema: die Finanzierung der bayerischen Privatschulen. Aufgerufen dazu hatten die freien Träger der Privatschulen.

Gut 200 000 Schüler in Bayern gehen auf private Schulen, das sind knapp 15 Prozent aller Schüler. Der Rat freier Schulen in Bayern (rfs), dem unter anderem das Katholische Schulwerk, die Evangelische Schulstiftung, die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschulen und die Montessori-Schulen angehören, beklagt eine Ungleichbehandlung der freien gegenüber den staatlichen Schulen. Sie wollen mehr finanzielle Unterstützung, vor allem in Zeiten von Inflation und steigenden Energiekosten. „Es kann nicht sein, dass ein Kind an einer Privatschule weniger Geld vom Staat bekommt als ein Kind an einer öffentlichen Schule“, so ein Redner.

Ursula Berktold ist Geschäftsführerin eines privaten Schulträgers – sie findet es ungerecht, dass private Schulen mit den derzeitigen Mehrkosten alleingelassen werden. „Wir erfüllen eine staatliche Aufgabe, wir vertreten hier 200 000 Schulplätze. Die Regierung weiß, dass sie sich mit uns Geld spart – denn unsere

Eltern zahlen doppelt: die Steuern und zusätzlich das Schulgeld.“ Um die Mehrkosten aufzufangen, bliebe nur die Möglichkeit, das Schulgeld zu erhöhen: „Und das in einer Zeit, in der viele Familien durch die Kostensteigerungen in jedem Lebensbereich ohnehin schon belastet sind.“

Beim Begriff „Privatschule“ haben viele Menschen elitäre Bildungseinrichtungen im Hinterkopf, die sich ohnehin nur extrem gut betuchte Familien leisten können. Das ist jedoch nicht die Regel – Schulen in kirchlicher Trägerschaft oder mit alternativen pädagogischen Ansätzen sind ganz bewusst für Familien aller Einkommensschichten offen. Katharina Hänel von der Montessorigemeinschaft Weilheim/Schongau erklärt: „Ich möchte die Elternbeiträge nicht erhöhen. Wir wollen keine Eliteschule, sondern eine Schule für alle sein. Und auch bleiben.“ Deshalb sei sie auf dem Königsplatz: Um darauf aufmerksam zu machen, „was wir bereits seit Jahren schon leisten“.

Auch den Auszubildenden Maximilian Ott und Marie Stierstorfer geht es um eine bessere Finanzierung und die Anerkennung ihrer Leistungen. Sie machen eine Ausbildung zum Erzieher an der Fachakademie für Sozialpädagogik der Arbeiterwohlfahrt in Aubing und sind in ihrem zweiten Lehrjahr. „Wir sind eine private Schule und müssen viel selbst organisieren – aber uns steht kaum Geld zur Verfügung“, sagt Marie. Ihr Kollege Maximilian ergänzt: „Es gibt einen extremen Mangel an Erzieherpersonal, aber kein Geld, um die Leute anständig zu bezahlen.“

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