Die ersten Masken-Aufkleber in Bus, Bahn und Tram sind bereits entfernt worden, nachdem Bayern sich – zusammen mit Sachsen-Anhalt – dazu entschieden hat, die Schutzmaßnahmen im öffentlichen Nahverkehr aufzuheben. Wir haben uns am Wochenende in der S-Bahn umgesehen – wo beide Fraktionen friedlich nebeneinander existieren: die, die lieber auf Nummer sicher geht und weiterhin Maske trägt, und die, die die neue Freiheit genießt.
Micha Laule (52), Fachkrankenschwester in der Anästhesie aus Freiburg, etwa hat den Mundschutz abgelegt. „Im Job habe ich den ganzen Tag die Maske an. Im Alltag nur dort, wo es vorgeschrieben ist. Ich finde gut, dass ab jetzt jeder selber entscheiden darf und auch die Verantwortung für seine eigene Gesundheit trägt.“ Für die vulnerablen Gruppen sei die Maske sicher empfehlenswert. „Aber ich bin gesund.“ Corona, ist sie sicher, werde uns ab jetzt begleiten wie das Grippevirus.
Arne Böse (28), der mit seiner Frau Laura (27) und Tochter Chloé unterwegs ist und im Öffentlichen Dienst arbeitet, hat fast immer eine Maske dabei und setzt sie auch auf, wenn es besonders voll wird – im Moment aber nicht. „Ich möchte mich der Virenlast wieder aussetzen, auch wenn das ein Risiko darstellt. Durch die Abschottung in den vergangenen Jahren ist unser Immunsystem daran schließlich kaum noch gewöhnt.“
Maria Mediavilla (50) aus München hat den Mundschutz auf, genau wie ihr Sohn Valentin Hennes (9). „So fühle ich mich in der S-Bahn sicherer“, sagt die Buchhalterin. „Hier ist es eng und es gibt keine Lüftung. Und ich habe mich auch an das Tragen gewöhnt.“ Selbst hatte sie noch kein Corona, „aber ich habe von anderen Leuten gehört, dass es oft nicht so schlimm ist“. Sie räumt ein: „Es macht zu diesem Zeitpunkt Sinn, den Menschen diese Freiheit zurückzugeben.“
Lorenz Wendt (46), Uni-Wissenschaftler aus Salzburg, sieht das Thema gelassen: „Ich fand das Gejammer über die Maßnahmen immer übertrieben. Die Entscheidung, Maske zu tragen, überlasse ich jedem selbst. Lästig finde ich eher, dass jede Stadt und jedes Land etwas anderes macht.“ Aktuell gebe es genug andere Sorgen, nämlich Energiekrise und Krieg.
Ingeborg Wipper (78), eine Münchner Rentnerin, gehört altersbedingt tendenziell zur vulnerablen Gruppe. Darum hat sie auch alle Corona-Impfungen – und sie trägt selbstverständlich auch weiterhin Maske. „Ich finde es sicherer“, sagt sie. „Klar schwitzt man darunter und es ist unangenehm, aber ich habe mich daran gewöhnt.“ Vor allen Dingen sei ihr wichtig, dass die Menschen Abstand halten. „Besonders jetzt in der Erkältungszeit würde die Maske nicht schaden. Vor allem kann man damit aber auch gut andere schützen.“