Maßgebliche Branchenvertreter des Einzelhandels sind sich einig: „Das Weihnachtsgeschäft läuft besser als von vielen befürchtet.“ Nach vier Adventssamstagen haben am Sonntag sowohl Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern (HBE) als auch Wolfgang Fischer, Geschäftsführer des Münchner Einzelhandelsverbandes CityPartner, eine positive Bilanz gezogen. Am Samstag war der Ansturm in der Fußgängerzone so groß, dass mehr geschoben als gegangen wurde. Ohlmann und Fischer hoffen nun, dass sich der Trend in den Schlusstagen verfestigt. Immerhin bleibt noch eine ganze Einkaufswoche bis zum Weihnachtsfest.
Für München rechnet der Handelsverband Bayern mit einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro im Weihnachtsgeschäft – ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Davon entfallen Ohlmann zufolge 350 Millionen Euro auf den Online-Handel. Zahlen, die allerdings um zehn bis 15 Prozent geringer sind als das Vor-Corona-Niveau. „Es ist alles noch kein 2019“, erklärt Fischer. Dies sei aufgrund der Rahmenbedingungen – etwa Inflation und hohe Energiepreise – aber auch nicht zu erwarten gewesen.
Dennoch hätten sich Befürchtungen über „ein eventuell maues Geschäft“ nicht bewahrheitet. Fischer beobachtet, dass viele Leute auch in Krisenzeiten „ihrer Familie etwas Schönes gönnen wollen“. Getreu dem Grundsatz: „Schenken macht Freude.“ Die Passantenfrequenz in der Fußgängerzone war ähnlich wie der Umsatz zwar weitaus höher als im Vorjahr, aber insgesamt noch unter dem Niveau von 2019. Im Vorjahr waren aufgrund der Corona-Beschränkungen und des abgesagten Christkindlmarktes viel weniger Kunden in der Innenstadt. Fischer: „Man sieht, wie wichtig der Christkindlmarkt für das Weihnachtsgeschäft ist.“
Auch der Wintereinbruch hat dem Handel nach Beobachtungen Ohlmanns in die Karten gespielt: Sinkende Temperaturen und Schnee steigerten die Kauflust, sagt der Verbandssprecher. Davon profitiere der stationäre Einzelhandel, der nun wieder einen größeren Anteil beim Geschenke-Kuchen einnimmt. „Das Online-Geschäft hat heuer auf sehr hohem Niveau verloren“, erklärt Ohlmann. Im Internet spüre man die Kaufzurückhaltung der Verbraucher stärker.
Klare Nummer eins bei den Kunden ist nach Aussage der Branchenvertreter der Gutschein. „Damit man nichts Falsches schenkt“, wie Fischer diesen Trend beschreibt. Eine Konsequenz dieser Entwicklung: „Der Umtausch-Tsunami nach Weihnachten ist schon seit Jahren rückläufig.“ Die frostigen Temperaturen und der Wintereinbruch haben außerdem Textilkleidung und Wintersportartikel zu beliebten Geschenken gemacht. Begehrt sind wie gehabt auch Bücher, Schreibwaren, Uhren, Schmuck und Spielwaren. Fünf Prozent der Geschenke werden laut Ohlmann nach Weihnachten umgetauscht.
„Diese Woche wird es dann auch im Lebensmittelhandel rundgehen“, erwartet der HBE-Geschäftsführer. Wobei ja noch sechs Tage bleiben und sich das Geschäft dadurch entzerre. An Heiligabend sind die Läden für die Last-Minute-Shopper bis 14 Uhr geöffnet. Ohlmann weiß: „Am Samstag von 12 bis 14 Uhr rappelt’s noch einmal im Karton.“ Auf den letzten Drücker würden hauptsächlich Männer zum Einkaufen gehen. Das sei statistisch klar erwiesen. KLAUS VICK