Streit um „BMW-Autobahn“

von Redaktion

FELDMOCHING-HASENBERGL Neue Siedlungsgebiete

Aktuell leben in Feldmoching-Hasenbergl rund 62 000 Menschen. Bis 2040 werden es bis zu 93 000 Einwohner sein, denn: Mehrere große Siedlungsgebiete sind in Planung. Auf dem Lerchenauer Feld wird voraussichtlich 2024 mit dem Bau von 1600 Wohnungen begonnen. „2023 wird sich bei uns im Viertel viel um die geplante Siedlung Ludwigsfeld drehen“, sagt Rainer Großmann (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) Feldmoching-Hasenbergl. Hier, im Westen Feldmochings, sollen bis zu 2000 Wohnungen entstehen. Die Ergebnisse des stadtplanerischen Wettbewerbs werden im März 2023 vorgestellt.

Das Gebiet ist auch historische relevant: 1943 wurde im Bereich der heutigen Siedlung das Außenlager Dachau-Allach des KZ Dachau angelegt, von dem heute noch ein denkmalgeschütztes Gebäude erhalten ist. Die Schaffung eines Gedenkorts soll bei der Planung berücksichtigt werden.

In der Eggarten-Siedlung planen die Büschl Unternehmensgruppe und die CA Immo gemeinsam 1850 neue Wohnungen, sechs Kitas und eine vierzügige Grundschule. Noch laufen die Abrissarbeiten.

Was den Verkehr im Bezirk angeht, ist Großmann „gespannt, was auf die Bürger noch zukommt“. 2023 wird das Mobilitätsreferat die Strecke „Tram Y-Nord“ von Am Hart zum Lerchenauer Feld prüfen. Zudem läuft die Machbarkeitsstudie für die Tram von Moosach über Ludwigsfeld bis Dachau. Wichtiger findet Großmann aber eine U-Bahn-Anbindung. Die U-Bahn sei eher geeignet, um die vielen Bewohner in ein paar Jahren in die neuen Wohngebiete zu transportieren. Infrage kommt dafür bislang für die Stadt nur die Verbindungsspange U26 zum Lerchenauer Feld zwischen Kieferngarten (U6) und Am Hart (U2). Fix ist hier aber noch nichts.

Was den Autoverkehr im Viertel angeht, steht der BA hinter den Plänen der Stadt für einen Tunnel unter dem Hasenbergl, der die Schleißheimer Straße mit der A99 verbinden soll – eine langjährige Forderung des Automobilherstellers BMW, der mit dem Forschungszentrum FIZ bis 2050 rund 50 000 neue Arbeitsplätze im Münchner Norden schafft und der größte Gewerbesteuerzahler der Stadt ist. Der Stadtrat hat beschlossen, ein Planfeststellungsverfahren für das Riesen-Infrastrukturprojekt zu starten.

Proteste gegen das Projekt „BMW-Autobahn“ wird es auch im neuen Jahr geben, erklärt Katharina Horn vom Bund Naturschutz (BN) München. Der Tunnel werde zu noch mehr Verkehr im Nordosten führen. Den Gegnern ist zudem der Eingriff in das schützenswerte Grüngebiet zwischen Schleißheimer Straße und Autobahn, den der Tunnelbau mit sich brächte, ein Dorn im Auge. Das Konzept müsse in Richtung ÖPNV und Radschnellverbindungen gehen. Horn: „Es gibt viel bessere Möglichkeiten, sich zu bewegen, etwa Busse und Trambahnen, die schnell eingerichtet werden könnten.“

Die Schulsituation im Stadtbezirk ist angespannt. „Irgendwann sind die Raumkapazitäten erschöpft. Wohin dann mit den Schülern?“, fragt Großmann. Das Gymnasium am Lerchenauer Feld wird wohl erst 2028 fertig. Bis dahin brauche man eine Übergangslösung. Interimscontainer wären schnell umzusetzen, sagt Großmann. N. FRIESE

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