Albtraum an der Ampel

von Redaktion

26-Jähriger sprang ins Auto einer 25-Jährigen und entführte sie – Geständnis vor Gericht

München – Er suchte den Blickkontakt zu seinem Opfer – dann sprang er mit einem Messer in ihr Auto. Mitten auf dem Innsbrucker Ring hatte im Januar 2022 ein 26-Jähriger eine Frau entführt und bedroht. Stundenlang dauerte ihr Martyrium – am Ende konnte sie fliehen, fast nackt durch den Schnee.

Es ist ein Fall wie ein Albtraum, der jetzt am Landgericht aufgearbeitet wird. Dort legte Gökhan S. gestern ein Geständnis ab: „Ich räume die Anklagevorwürfe vollumfänglich ein“, sagte der gebürtige Münchner. Er hatte Azra P. (25, Name geändert) um 15.40 Uhr überfallen, als sie mit ihrem BMW 3er-Coupé an der Ampel gestanden hatte. Mit schwarzer FFP2-Maske und schwarzen Stoffhandschuhen war S. erst um ihr Auto herumgegangen, riss dann die Beifahrertür auf, setzte sich ins Auto und zeigte der Frau sofort die zehn Zentimeter lange Klinge. Laut Staatsanwaltschaft, um zu signalisieren, „dass er sie mit diesem Messer verletzen oder töten würde, wenn sie seinen Anweisungen nicht Folge leistet“.

Zunächst nach Neuhausen fuhren die beiden auf Befehl von Gökhan S., der sein Messer gezückt hielt. Angekommen auf einem abgelegenen Hinterhof an der Dachauer Straße zwang er Azra P., sich zu entkleiden. „Zieh dich aus – oder ich breche dir die Nase“, schrie er laut Anklage und hielt seinem Opfer das Messer direkt vors Gesicht. Danach versuchte er sie zu vergewaltigen, was aber dank der Gegenwehr von Azra P. zunächst misslang. „Hör auf, hör auf“, soll sie mehrfach geschrieben und sich gewunden haben. Zwar missbrauchte Gökhan S. die 25-Jährige. Als er sich säuberte und wieder anzog, nutzte sie aber den Moment, um zu fliehen. Nur mit Jacke und ihrem Handy, ansonsten völlig nackt, rannte Azra P. über die Dachauer Straße und brachte sich in Sicherheit. Gökhan S. verfolgte sie nicht, suchte sich aber nur fünf Tage später sein nächstes Opfer. Im Mercedes-Benz-Center an der Arnulfstraße bedrohte er eine Verkäuferin ebenfalls mit dem Messer und ließ sich die Schlüssel für einen Mercedes AMG im Wert von 200 000 Euro geben, mit dem er floh. Die Polizei fasste ihn zwei Tage später, seither sitzt er im Knast – und mittlerweile in der Psychiatrie. Urteil am 8. Februar. ANDREAS THIEME

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