München – Dass Bier den Durst löscht, weiß jeder. Dass das bayerische Nationalgetränk vor 200 Jahren aber sogar zum Löschen eines echten Brandes im Königlichen Hof- und Nationaltheater in München verwendet wurde, ist nicht allen bekannt. Zur Erinnerung an dieses außergewöhnliche Ereignis fuhr gestern ein historischer Feuerwehrwagen mit einem Fass Bier und Blasmusikanten vom Hofbräuhaus zum Nationaltheater, dem Sitz der Bayerischen Staatsoper – vor den Augen erstaunter Münchner und Touristen.
Es ist eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen in der Nacht auf den 15. Januar 1823: Während der Vorstellung „Die beyden Füchse von Méhul“ fällt eine Öllampe im Bühnenraum um, schnell fängt die Dekoration Feuer. Die Zuschauer werden beruhigt, eine Wasserleitung werde das Feuer schnell löschen. „Aber das Wasserbecken war leer, weil das Wasser zuvor für eine Vorstellung verwendet wurde, bei der Regen simuliert wurde“, berichtet Tobias Ranzinger, Sprecher des Hofbräuhauses.
Hinzu kommt, dass es der kälteste Winter des 19. Jahrhunderts ist – alle Löschteiche in der Umgebung sind zugefroren. Bald steht das ganze Haus in Flammen, der Himmel über München färbt sich rot, die Kirchenglocken läuten. Glücklicherweise aber kommt wegen zahlreicher Treppen und Ausgänge im Theater an diesem Abend keiner der Opern-Gäste zu Schaden.
Da kommt König Max I. das nahe gelegene Hofbräuhaus in den Sinn. „Die Brauerei hat ja damals zum Königshaus gehört, die Trennung kam erst 1852. Also wies der König die Brauerei an, Bier und Brauwasser herzubringen, um das Feuer zu löschen“, erzählt der jetzige Hofbräu-Chef Dr. Michael Möller. Und so rollen Helfer etliche Fässer mit dem beschlagnahmten Bier die rund 300 Meter bis zur Oper hinüber.
All die Mühen sind allerdings leider nicht von Erfolg gekrönt, wie Möller berichtet: „Die Fässer hatten ein Fassungsvermögen von 50 Hektolitern, waren viel zu schwer, um sie hochzuheben. Und so hat man wohl versucht, mit Kübeln zu löschen. Das hätte vielleicht bei einem Zimmerbrand geholfen, hier aber nicht…“
Das Gebäude brennt nieder und muss später wieder mühsam aufgebaut werden. Zwei Jahre später steht es fast unverändert neu da. Über ein Jahrhundert später wird es – wie viele andere bedeutende Münchner Gebäude – ein zweites Mal zerstört: bei einem Bombenangriff am 2. Oktober 1943. Erst zwei Jahrzehnte nach dem Krieg öffnet sich wieder der Vorhang am Max-Joseph-Platz.
Für die Münchner hat der verheerende Brand des Jahres 1823 aber dennoch etwas Gutes: Das Ereignis ist Anlass, die Feuerwehr in der Stadt zu professionalisieren, sozusagen der Startschuss für die Berufsfeuerwehr. Und die Verbindung zwischen dem Hofbräuhaus und dem Nationaltheater ist bis heute freundschaftlich. „Wir liefern beispielsweise das Bier an die Staatsoper“, sagt Brauerei-Direktor Möller. Und sie probt auch mal bei uns im Saal.“