Gang-Gewalt mitten in München

von Redaktion

Teilweise Minderjährige verprügeln in Milbertshofen einen 17-Jährigen

München – Nur zehn Minuten dauert eine U-Bahn-Fahrt vom Hauptbahnhof nach Milbertshofen. Doch wenn man aus der City in der Vorstadt ankommt, ist man teilweise in einer anderen Welt – einer Welt voller Kriminalität. Gleich drei schlimme Gewaltvorfälle gab es im letzten Jahr im Münchner Norden. Bei zwei Schießereien wurden junge Männer verletzt, ein anderer starb bei einer Messerstecherei am Korbinianplatz – mutmaßlich getötet von einem 16-jährigen.

Nur wenige hundert Meter entfernt hat sich ein Verbrechen abgespielt, das jetzt das Landgericht beschäftigt: Fünf junge Männer sollen einen 17-Jährigen an der Milbertshofener Straße daheim abgepasst und mit mitgebrachten Aluminiumstangen schwer verprügelt haben. Ein Mitglied der Jugendgang feuerte danach laut Staatsanwaltschaft noch einen Schuss ab, der den 17-Jährigen im Bauch traf und beinahe tötete. Er überlebte nur dank einer Not-Operation.

Vor Gericht schwiegen die Mitglieder der Jugendbande zu der angeklagten Tat – nicht einmal zu ihren persönlichen Verhältnissen machten sie Angaben. Warum hatten sie ihr Opfer so brutal attackiert? Darüber weiß auch die Staatsanwaltschaft nach Abschluss der Ermittlungen nur zu berichten: „aus unbekanntem Grund“.

Nahe liegt aber der Verdacht, dass es um Drogengeschäfte ging. Denn einer der Köpfe der Bande, der zur Tatzeit erst 17 Jahre alt war, hatte mehrere hundert Gramm Kokain und Marihuana in seinem Zimmer gebunkert. Dazu insgesamt 18 915 Euro Bargeld, das wohl aus illegalen Drogengeschäften stammt. Als klarer Anführer gilt aber ein 20-Jähriger, der laut Anklage den Plan schmiedete, das spätere Opfer aufzusuchen – er sei es auch gewesen, der den Schuss abfeuerte. Laut Anklage ging die Kugel durch den Dünndarm und trat am Gesäß wieder aus. Am 26. Januar soll das Opfer vor Gericht aussagen. Dann wird man Genaueres über die Gang-Gewalt erfahren.

Für den Prozess gegen die allesamt in Untersuchungshaft sitzenden Angeklagten, die alle eine ausländische, vier davon außerdem auch die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, sind insgesamt zehn Termine angesetzt. Das Urteil soll schließlich am 13. März fallen. Der Jüngste, der 17-Jährige, muss sich zudem wegen Drogenhandels verantworten. ANDREAS THIEME

Artikel 11 von 11