Der Dichter Peter Paul Althaus (1892–1965) gilt als Vordenker der „Traumstadt Schwabing“. Er erschuf in seinen Werken künstlerische Gegenwelten zur Realität. „Es war als fantasievolle Vorstellung gemeint“, sagt Alt-OB Christian Ude (SPD). Aber eben auch so, dass es zum von Künstlern geprägten Mythos Schwabing passte.
Ude selbst fungiert heute als der neue „Traumstadt-Bürgermeister“. Die Gruppe war 1965 nach dem Tode von Althaus gegründet worden. Am Sonntag hatte der Alt-OB zu sich in seinen legendären Keller am Kaiserplatz geladen. Rund 60 Leute waren gekommen. Eigentlich sollte es ein „kulturhistorischer Rundgang“ durch Schwabing werden. Aber aufgrund der Witterung trug Ude seine Erzählungen über das Schwabing von anno dazumal im Keller vor. Es ging zum Beispiel um die Münchner Freiheit. Ein Platz, der seinen Namen 1946 im Gedenken an die Widerstandsgruppe Freiheitsaktion Bayern erhielt. Diese hatte im April 1945 zur Kapitulation vor den US-Truppen und zum bewaffneten Aufstand gegen die verbliebenen NS-Einheiten aufgerufen. Die Zuhörer erfuhren viel über den Kaiserplatz und den prominentesten Anwohner Helmut Fischer, der den „Monaco Franze“ verkörperte. Oder auch von Denkmälern, die nicht so bekannt sind, wie jenes hinter der Ursula-Kirche, das von der Eingemeindung Schwabings kündet. Ude erzählte von der Schauburg-Historie, von der legendären Schwabinger Diskothek „Blow up“ und dem heutigen Theater der Jugend.
Während der Corona-Krise seien die Treffen der Traumstadt eingeschlafen, so Ude. Der Zirkel werde nun wiederbelebt. Der 75-Jährige bezeichnet sich selbst nach wie vor als „leidenschaftlichen und begeisterten Schwabinger“. Dass die Immobilienpreise unerträglich geworden seien, „gehört natürlich auch zur Wahrheit“. Eines aber stehe für ihn fest: „Es gibt etliche Stadtteile in München, in denen man wunderbar leben kann. Aber ich wüsste keinen schöneren als Schwabing.“ KLAUS VICK