Gedenkraum für Anschlagsopfer vom OEZ

von Redaktion

VON JULIAN LIMMER

Sibel Leyla (48) kämpft mit den Tränen, wenn sie von ihrem Sohn Can erzählt: „Sein ganzes Leben hatte er noch vor sich, er war ein so lebensfroher Junge“, sagt die Mutter. Mit gerade einmal 14 Jahren wurde er am 22. Juli 2016 aus dem Leben gerissen. Erschossen von einem rassistischen Attentäter am Olympia-Einkaufszentrum. Mit ihm starben bei dem Anschlag acht weitere Menschen, fast alle noch Kinder und Jugendliche.

Für sie hat die Initiative „München erinnern“ gestern einen Raum des Gedenkens in der Münchner Innenstadt (Dienerstraße 13) eröffnet. „Wir wollen damit die Stille brechen“, sagt Sibel Leyla. Sechseinhalb Jahre nach dem Anschlag solle verhindert werden, „die Mordopfer dem gesellschaftlichen Vergessen zu überlassen“, sagt sie. An den Wänden des kleinen Ladens hängen deshalb die Gesichter aller Opfer.

Neun Zeichnungen in Schwarz-Weiß, darunter ihre Namen in großen Buchstaben: Can Leyla (14), Dijamant Zabërgja (20), Hüseyin Dayck (17), Roberto Rafael (15), Sabina S. (14), Selçuk Klç (15), Guiliano Kollmann (19), Armela Segashi (14) und Sevda Dag (45).

Den Raum dafür hat die Stadt München zur Verfügung gestellt – bis zum 31. Juli 2023 können sich Münchner darin noch über die Hintergründe des Anschlags informieren, gemeinsam trauern und mit Angehörigen ins Gespräch kommen.

Es gehe auch darum, den Menschen klarzumachen, was die Tat aus Sicht der Hinterbliebenen in Wirklichkeit gewesen sei: „Ein rechtsextremer Terroranschlag und kein Amoklauf, wie es anfangs häufig hieß“, sagt Hasan Leyla (51), der Vater von Can.

Gleichzeitig solle der Laden ein Ort sein, der zur Aufklärung und Gerechtigkeit nach der schrecklichen Tat beiträgt –- und auch die Folgen von Rechtsextremismus aufzeigt: „Es ist schwer in Worte zu fassen, was uns der Rechtsterrorismus angetan, uns geraubt hat“, sagt Sibel Leyla. Auch damit rechte Gewalttäter konsequenter verfolgt werden, sei ein Erinnerungsort wie dieser wichtig.

Seit vielen Jahren kämpfen die Hinterbliebenen nun schon für dieses Andenken an die Opfer. Auf lange Sicht fordern sie auch einen permanenten Gedenkort nahe dem Tatort in Moosach – doch noch fehlt dafür ein geeigneter Raum.

Artikel 7 von 7