Moshammer-Mörder abgeschoben

von Redaktion

Gestern flog Herish A. mit einer Maschine nach Bagdad in die Freiheit

Um 14.44 Uhr war der Mordfall Rudolph Moshammer gestern für die deutschen Behörden juristisch abgeschlossen. Zu dieser Zeit startete am Frankfurter Airport Flug IA236 Richtung Bagdad. An Bord der Iraqi Airways: Herish A. (43), der den Modezar Rudolph Moshammer vor 18 Jahren umgebracht hatte. Zum Abflug gestern trug Herish A. Dreitagebart und Brille – und offenbar dieselbe schwarz glänzende Lederjacke, die er auch einst auf jenem Foto anhatte, das die Münchner Polizei direkt nach der Gewalttat veröffentlicht hatte.

Vor etwa einer Woche hatte die Reise von Herish A. aus der JVA Straubing in Richtung Frankfurt begonnen, wie sein Strafverteidiger Adam Ahmed bestätigte. Der Anwalt hatte lange für eine Abschiebung gekämpft, und auch die Staatsanwaltschaft München I hatte diese befürwortet, nachdem die Mindestverbüßungsdauer der Haft abgelaufen war.

Herish A. war am 14. Januar 2005 am Hauptbahnhof in Moshammers Limousine gestiegen, als der Modemacher dort nach jungen Männern gesucht hatte. Moshammer hatte den damals 25 -Jährigen mit nach Hause in seine Villa in Grünwald genommen, dort wurde er später von Herish A. mit einem Stromkabel erdrosselt. Für diese Tat wurde Herish A. zu lebenslanger Haft verurteilt, zudem stellte das Gericht die besondere Schwere der Schuld fest.

Der Iraker kurdischer Abstammung verbüßte seine Haft in Straubing, arbeitete in der Wäscherei und Schreinerei. Auch er wollte die jetzige Abschiebung, denn in seinem Heimatland wird er nicht mehr von deutschen Behörden verfolgt werden.

Noch in Handschellen brachten ihn gestern Mittag Beamte der Bundespolizei am Frankfurter Flughafen zu seinem Abschiebeflug am Terminal 2. Seine letzten Minuten auf deutschem Boden seien „eher unspektakulär“ gewesen, wie ein Sprecher der Bundespolizei sagt. „Er war kooperativ und ist sehr ruhig an Bord gegangen.“

Sicherheitspersonal begleitete den 43-Jährigen auf dem Linienflug nach Bagdad und sollte ihn dort nach Ankunft kurz vor 23 Uhr den irakischen Behörden übergeben. Seine Familie wollte ihn dann abholen. Den Flughafen der irakischen Hauptstadt wird Herish A. als freier Mann verlassen. Nach Deutschland aber darf er sein Leben lang nicht mehr einreisen. MARTINA WILLIAMS

Artikel 10 von 11