Flaschen im Getränke- oder Supermarkt abzugeben gehört zum Alltag. Aber das war nicht immer so. Genau heute vor 111 Jahren, am 2. Februar 1912, wurde das Flaschenpfand eingeführt. Zuvor gab es Bier nur im Wirtshaus und im offenen Krug. Unsere Zeitung nimmt das Jubiläum zum Anlass, um die Bierflasche unter die Lupe zu nehmen. Wir haben Experten gefragt und die wichtigsten Fakten zusammengetragen.
• Wer ist der Mann auf der berühmten Augustiner-Flasche? Die Flasche verweist auf die klösterliche Herkunft der Brauerei. Das Bild des Mönches ist rund 100 Jahre alt. Wer die Person genau ist, kann selbst die Augustiner-Brauerei aber nicht mehr klären.
• Was steckt hinter der Bügelverschlussflasche? „1877 wurden die ersten Bügelverschlussflaschen für Bier industriell hergestellt. Bis dahin wurde das Bier meist aus Fässern im Wirtshaus getrunken, oder im mitgebrachten Krug in der Gassenschänke ausgeschenkt“, erklärt Paulaner-Braumeister Christian Dahncke. Da damit das Bier lange frisch war, wurde die Flasche schnell Standard. „Bis in die 1960er-Jahre konnte man viele bekannte Marken in der Bügelverschlussflasche kaufen, bevor der Kronkorken den Bügel ablöste.“
• Wie oft wird eine Mehrwegflasche wieder befüllt? Laut Umweltbundesamt bis zu 50 Mal, bevor sie ausgemustert und durch Neuglas ersetzt wird.
• Warum ist die Bierflasche meist braun? „Wenn man Bier dem Sonnenlicht aussetzt, kann ein sogenannter Lichtgeschmack entstehen“, berichtet Braumeister Christian Dahnke. Diese Reaktion sei seit 1875 erforscht. „Hierbei reagiert Tages- und Sonnenlicht mit dem Hopfen und ergibt einen muffigen Geruch und Geschmack.“ Heute wisse man, dass die Wellenlängen zwischen 350 und 500 Nanometern diese Reaktion verursachen. Die Lösung: Braune Flaschen lassen die Wellenlängen so gut wie nicht durch.
• Wieso kommt es im Sommer immer wieder zur Flaschenknappheit? „Mit zunehmend warmen Temperaturen kaufen Bierliebhaber mehr Bier ein, als sie an Leergut zurückgeben“, erzählt Stefan Hempl von Hofbräu München. Dadurch komme es im Hochsommer immer wieder mal zu Leergutproblemen in Brauereien. „Da Flaschen durch die gestiegenen Energiekosten immer teurer werden, ist es nicht sinnvoll für die Brauer, diesen kurzfristigen Engpass durch Neuglaszukauf zu überbrücken, da das Glas im restlichen Jahr nicht gebraucht wird.“
• Wieso schadet es der Brauwirtschaft, wenn Flaschen nicht zurückgegeben werden? „Kaum jemand weiß, dass der Preis für die Wiederbeschaffung einer Flasche heute rund 70 Prozent teurer ist als der Pfandwert von 8 Cent“, sagt Walter König vom Bayerischen Brauerbund.
• Wieso klingen Einwegflaschen anders als Mehrwegflaschen? Das liege an der Dicke der Flaschenwand, sagt Stefan Hempl von Hofbräu. „Einwegflaschen haben ein dünneres Glas und damit ein leichteres Transportgewicht.“
• Warum schmeckt Bier aus der Flasche getrunken anders als aus einem Glas? „Die Mündungsbreite bei der Flasche ist viel schmaler, daher läuft das Bier vor allem vorne über die Zunge, wo Süße wahrgenommen wird. An den seitlichen Zungenrändern wird mehr das Bittere wahrgenommen“, so Hempl von Hofbäu.
• Warum gibt es in Bayern noch die bauchigen Flaschen, sonst aber fast überall schmale Flaschen? Früher war die bauchige, sogenannte Euro-Flasche Standard in Deutschland. Mit dem Aufkommen des Pils in den 1980er-Jahren wollte jeder seine eigene Flasche, die möglichst weit weg vom Original war. „Die bayerischen Brauereien aber sind dabei geblieben. Sie meinten, sie müssten nicht auf den Marketingzug aufspringen. Die Bierqualität sei überzeugend genug“, sagt Walter König vom Bayerischen Brauerbund.