Frühlingsgefühle im Herbst des Lebens

von Redaktion

VON REGINA MITTERMEIER

Peter Heidl nimmt beim Spazieren die Hand seiner FrauHeidi und erzählt. Von Höhen und Tiefen in seinem Leben und seinen vielen Reisen. Das meiste hat der 81-Jährige ohne Heidi (78) erlebt, denn sie sind erst seit wenigen Jahren zusammen. Die beiden haben sich im Alter ineinander verliebt. Senioren fürchten sich oft davor, sich einem neuen Partner zu öffnen. „Unser Vorteil war: Wir kannten uns“, sagt Heidi.

Heidi lernt Peter vor mehr als 45 Jahren kennen. Damals ist sie mit ihrem ersten Mann verheiratet und geht mit ihrem gemeinsamen Sohn zum Planschen ins Ungererbad. Dort lernt sie zufällig Peters erste Frau und deren Sohn kennen – und nicht nur die zwei Buben werden Freunde. Bald machen beide Familien gemeinsame Ausflüge – bis der Alltag dazwischenkommt und der Kontakt einschläft.

„2019 haben wir uns wiedergesehen“, erzählt Heidi Schneider-Heidl. Sie heißt damals noch Schneider, wie ihr erster Mann – der war zu dem Zeitpunkt aber schon verstorben. Und auch Peter hat seine erste Frau verloren. „So haben wir uns wieder angenähert“, erzählt Heidi. Die Liebe ist dann einfach passiert.

Zuerst wohnen sie getrennt – sie in Neuhausen, er im Gärtnerplatzviertel. Dann kommt Corona und Peter zieht für ein Jahr zu Heidi, behält aber seine Wohnung. Als es ihnen zu eng wird, ziehen sie in Peters Wohnung und heiraten bald. „Das war praktisch und wenig romantisch“, erzählt Peter und lacht. Es ist trotzdem ein emotionaler Tag als sie sich am 23. Juli 2021 das Ja-Wort geben. „Heidi ist musikinteressiert, zeigt mir neue Themen“, sagt er. „Und Peter hat mich fürs Reisen begeistert“, ergänzt sie. „Außerdem lachen wir viel.“

Die Gefühle im Alter erleben sie so intensiv wie früher. „Nur muss man sich nichts mehr beweisen“, sagt Peter. Und wie findet man die Liebe? „Offenheit“, sagt Heidi.

Zuerst Freunde, dann Partner fürs Leben

„Also BMW, oder?“, sagt Peter Neiser. Er und seine Frau Dagmar ziehen sich daheim in Harlaching für einen Spaziergang an. Dagmar runzelt die Stirn. „Na ja: Back ma’s wieder“, meint Peter – und Dagmar lächelt, als sie versteht, was ihr Peter mit BMW meint. „Freilich, Schatzi“, antwortet sie und nimmt seine Hand. Sie packen’s miteinander, seit sich die 71-Jährige und der 88-Jährige verliebt haben.

Die Neisers haben das geschafft, was viele Senioren sich wünschen. Oft bleiben sie nach einer Trennung oder dem Verlust des Partners einsam zurück. Auch Dagmar trennt sich 1989 und lernt Jahre nach der Scheidung Peter kennen. Sie wohnen in derselben Straße in Berg am Laim und verstehen sich gut. Peter ist da noch liiert.

Dann zwei Schicksalsschläge: Zuerst stirbt Peters Partnerin 2008, ab 2010 kann Dagmar nach einer Kopf-Operation nicht mehr arbeiten. Sie wohnt da schon in Harlaching, Peter noch in Berg am Laim. „Aber wir haben uns nie aus den Augen verloren“, sagt sie. Sie fangen sich auf. Peter radelt oft zu Dagmar, sie reden, essen, lachen – und dann bleibt er, für immer. Irgendwann macht Dagmar ihm einen Antrag. „Ich habe ihn lieb – und ich wollte klare Verhältnisse.“ Am 1. Juli 2021 sagt Peter Ja zu ihr.

Peter nimmt auch Dagmars Namen an – so war der Bürokratie-Aufwand kleiner. „Ich wollte keinen Partner mehr, aber mit der Zeit habe ich mich verliebt.“ Sie erzählt, er redet nicht viel, schaut sie nur an und schmunzelt. „Die Liebe ist jetzt anders als früher“, sagt sie. „Nicht fordernd oder besitzergreifend. Hauptsache, ihm geht es gut – mehr will ich nicht.“ Und Peter ist glücklich mit Dagmar. „Sie ist ein lieber Mensch“, sagt er und schaut sie wieder lange an. In solchen Momenten spürt Dagmar seine Gefühle. Die schönsten Dinge passieren eben oft unerwartet.

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