München – Schimpften erst vor wenigen Tagen Münchner Senioren darüber, dass das Ticket nur digital zu haben sein soll, so sind jetzt die Studenten sauer. Der Grund: Anders als Abo-Tickets der MVV lassen sich gekaufte Semestertickets (Isarcard Semester) nicht einfach in das 49-Euro-Modell umwandeln.
Zur Erklärung: Wenn Studenten Mitte März zum Uni-Beginn ein Semesterticket kaufen, sind sie erst mal sechs Monate daran gebunden. Das Problem: Das Semesterticket gilt nur für den Nahverkehr im Raum München. Um dann ab Mai mit dem Deutschlandticket bundesweit in Bussen und Bahnen unterwegs sein zu können, müssten sie ein zusätzliches Abo abschließen. Für weitere 49 Euro pro Monat.
Keine Option – für die meisten Studenten viel zu teuer, sagt Studentenvertreter Maximilian Frank (27): „Wir zahlen ohnehin viel Geld für das Semesterticket und haben am Ende weniger Leistungen – wir fühlen uns definitiv benachteiligt“, sagt der Promotionsstudent der Ludwig-Maximilians-Universität. Denn: Allein für das Semesterticket zahlen die Studenten 302 Euro (Solidarbeitrag und Isar Card Semester). Sechs Monate Deutschlandticket würden 294 Euro kosten.
Das Studentenwerk München fordert daher: „Studenten dürfen nicht schlechtergestellt werden.“ So sollten sowohl Solidarbeitrag als auch Isarcard Semester auf das Deutschlandticket angerechnet werden können, entweder als Guthaben oder auch im direkten Umtausch, so die Forderung. Der MVV argumentiert hingegen, dass eine Umwandlung mit Problemen verbunden sei: Denn anders als Bezieher von Abo-Tickets sind die Kunden des Semestertickets nirgends bei den Verkehrsbetrieben registriert – da sie die Isarcard Semester einfach am Automaten kaufen können. Um diese Tickets dann umwandeln zu können, müssten die Käufer erst digital erfasst werden – ein großer bürokratischer Aufwand.
Maximilian Frank hält das für vorgeschoben: „Die Sturheit der Verkehrsbetriebe ärgert uns.“ Er findet: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Zumal es beim 9-Euro-Ticket im vergangenen Jahr auch eine Lösung gab: Damals konnten sich Käufer des Studententickets zu viel gezahlte Beträge auf Antrag von der MVV rückerstatten lassen. Rückenwind bekommen die Studenten jetzt von Politikern aus nahezu allen Fraktionen im Münchner Stadtrat – sie wollen sich für eine gerechte Lösung einsetzen. Die MVV sei dafür durchaus zu weiteren Gesprächen bereit, so eine Sprecherin.
Für das kommende Wintersemester (ab Oktober) zeichnet sich in Bayern noch eine weitere Lösung ab: Der Freistaat will dann zusätzlich zum bundesweiten 49-Euro-Ticket für Studierende, Auszubildende und freiwillig Dienstleistende ein 29-Euro-Ticket anbieten. Das kündigte Ministerpräsident Söder in seiner Grundsatzrede bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion an. Der MVV begrüßt den Vorstoß: „Wir unterstützen alles, was die Bahn- und Busnutzung attraktiver macht – und dazu gehört natürlich auch ein einheitliches Studenten- und Azubiticket.“
Für das Sommersemester käme das für die Studenten jedoch zu spät. Bei MVV-Abo-Tickets sieht es anders aus. Klar ist: Sie sollen sich einfach in 49-Euro-Tickets umwandeln lassen – falls ein Wechsel gewünscht ist. Kunden werden dafür von den Verkehrsbetrieben extra angeschrieben.