München – Da sage noch mal jemand, der Nockherberg sei keine ernste Sache: Es ist noch keine halbe Stunde her, dass die Paulanerbrauerei das neue Double von Markus Söder beim Starkbieranstich am 3. März bekannt gegeben hat, da meldet sich der Landesvater schon via Twitter zu Wort: „Bin schon sehr gespannt… Thomas Unger tritt in große Fußstapfen seines Vorgängers Stephan Zinner. War immer ein großer Spaß. Mal sehen, wie er sich verwandeln wird. Heiße selbst auch Thomas im zweiten Vornamen – eine erste Ähnlichkeit gibt es also schon.“
Nun ist es also amtlich: Der gebürtige Münchner Thomas Unger (52), studierter Sonderschullehrer, bekannt aus zahlreichen Film- und Fernsehauftritten, wird den Ministerpräsidenten verkörpern. In einem einzigartigen Format, das wegen seines beißenden Spotts zugleich größte außerparlamentarische Opposition des Freistaats ist und gleichzeitig eine riesige Werbeveranstaltung – wenn die Doubles das Publikum begeistern. So wie Stephan Zinner es tat, der das Derblecken auf dem Nockherberg 15 Jahre lang dominierte. Mit Auftritten, die selbst nicht so gelungene Inszenierungen wettmachten – mancher Wähler glaubte möglicherweise, Söder sei wirklich so lässig, wie Zinner ihn von 2006 an darstellte. Im vergangenen Jahr hatte der Schauspieler seinen Rücktritt verkündet.
Entsprechend demütig lässt sich der Neue zitieren: „Ich freue mich riesig auf mein Debüt am Nockherberg und beim Politikerderblecken. Das ist immerhin das bayerische Hochamt des Kabaretts. Aber ich weiß auch, in welche großen Fußstapfen ich treten werde.“ Die beiden Singspiel-Autoren Stefan Betz und Richard Oehmann sind sich sicher, dass er’s draufhat: „Thomas Unger bringt alles mit, was man für die Rolle als Markus Söder braucht. Hintergründigen Humor, eine gute Bühnenpräsenz und ein beachtliches musikalisches Talent. Es wird sicher eine tolle Premiere für ihn im Singspiel.“
Unger war nach dem Lehramtsstudium von 1998 bis 2002 an der Hochschule der Künste in Berlin. Sein erstes größeres Engagement bekam er am Badischen Staatstheater in Karlsruhe, bevor er 2007 in „Das große Hobeditzn“ sein Fernsehdebüt feierte. Danach spielte Unger in „Tatort“, „Taunuskrimi“, „Garmisch-Cops“ sowie an der Seite von Bully Herbig in „Boandlkramer und die ewige Liebe“ mit und ist seit 2018 in ARD-Heimatfilmreihe „Daheim in den Bergen“ zu sehen.
Stephan Zinner erfährt durch unseren Anruf von der Kür. „Ein sehr guter und sehr netter Kollege“, ruft er. „Ich freue mich schon, ihn zu sehen.“ Er erinnert sich, dass er im Film „Baching“ von Regisseur und Merkur-Kolumnist Matthias Kiefersauer mit Unger vor der Kamera stand. „Ich hatte aber nur einen Mini-Auftritt, er die Hauptrolle.“ Dass Unger in seine neue Aufgabe hineinwachsen wird, davon ist Zinner überzeugt. „Ich hätte 2006 selbst nicht gedacht, dass ich das kann – das erkennen Außenstehende oft am besten.“ Damals habe Singspiel-Regisseurin Eva Demmelhuber ihn in den Kammerspielen gesehen und ihn unbedingt als Darsteller für CSU-Generalsekretär Söder gewollt. „Mich hat das eher erstaunt.“
Ebenfalls in „Baching“ dabei war Stefan Murr. Auf dem Nockherberg wird er einmal mehr eine tragende Rolle spielen: als Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der sich in jüngster Zeit immer wieder mit markigen Mitteilungen zu Wort meldet. Murr bestätigt, dass er sich bereits auf die Rolle vorbereitet. Und wo? Auf Twitter, wo sonst.