München – „Jedes Verbrechen, das nicht passiert, ist ein Erfolg für uns.“ Das sagt Münchens Polizeipräsident Thomas Hampel. Und setzt im Jahr 2023 entsprechend auf Prävention. Sie ist der Schwerpunkt der Kampagne „110. Unsere Nummer. Deine Sicherheit.“ Im Aktionszeitraum sollen die Münchner zum einen über den Notruf informiert werden. Zum anderen gilt es, die Bürger zu motivieren. Dazu, die 110 nicht erst zu wählen, wenn schon etwas passiert ist. Besser sei es, frühzeitig zum Hörer zu greifen. Dann, wenn man Seltsames beobachtet, einen schweren Streit mitbekommt oder sich bedroht fühlt. Marcus da Gloria Martins, Chef der Einsatzzentrale, appelliert an das Bauchgefühl der Menschen. Schon wenn das sagt: „Hier stimmt etwas nicht“, sollte man am besten aktiv werden.
Wer die 110 wählt, hört zunächst einmal eine viersekündige Bandansage: „Hier ist der Polizei-Notruf – bitte legen sie nicht auf.“ Aber genau das würden fünf bis zehn Prozent der Anrufer laut Da Gloria Martins machen. Er geht davon aus, dass sich manche wegen des Begriffs „Notruf“ erschrecken. Oder einfach Hemmungen haben, wirklich mit der Polizei zu sprechen. Ziel der Kampagne sei deshalb auch, die Hemmschwelle zu senken.
Grundsätzlich gilt: Jede Nummer, die den Notruf wählt, ist in der Einsatzzentrale zu sehen. Auch die unterdrückten Nummern. Scherzanrufe können also Folgen haben. Und: Jeder Anruf wird aufgezeichnet. Die Polizisten, die am Hörer sind, wurden speziell für diese Aufgabe ausgebildet. Sie wissen genau, wie sie helfen können. Und sie sitzen im Herzstück des Präsidiums: Die Einsatzzentrale befindet sich in einem innen liegenden Trakt und wird entsprechend gesichert.
Bis zu 2000 Notrufe gehen hier ein – und das pro Tag. Von hier aus werden die insgesamt 150 bis 200 Polizeistreifen koordiniert, die zu den Menschen ausrücken. Und hier laufen Bilder der Überwachungskameras zusammen, die es im gesamten Stadtgebiet gibt.
Wer den Notruf wählt, erreicht am anderen Ende der Leitung also Profis. Deshalb gilt: Wer Angst um die eigene Sicherheit oder die anderer hat, braucht keine Scheu zu haben, die Polizei anzurufen. Für genau solche Momente ist die 110 da.