Neun-Euro-Ticket hatte positiven Effekt

von Redaktion

VON KLAUS VICK

TomTom hatte im „Traffic Index“ für 2022 unter anderem untersucht, wie lange Pendler für den Arbeitsweg benötigen, wie viel Zeit sie dabei wegen Stau und Verkehrsbehinderungen verlieren, wie sich die Spritkosten verändert haben und welche Tageszeiten Autofahrer nach Möglichkeit vermeiden sollten. Grundlage der Auswertung sind die GPS-Daten von Navigationssystemen.

Als Bezugsbasis wählte das Unternehmen eine zehn Kilometer lange Fahrt auf Hauptverkehrsstraßen im Stadtgebiet. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation auf den Straßen in München demnach kaum verändert: Die Geschwindigkeit im Tagesdurchschnitt ist mit 30 Stundenkilometern konstant geblieben (während der Rushhour 25 km/h), auch die Fahrzeit für zehn Kilometer ist mit etwas mehr als 20 Minuten beinahe unverändert. Für TomTom dennoch eine gute Nachricht: „Vor dem Hintergrund, dass 2022 kaum noch Restriktionen aufgrund der Corona-Pandemie das öffentliche Leben beeinträchtigt haben, ist diese Entwicklung durchaus positiv zu bewerten.“ Auf ein Jahr betrachtet, summierte sich die Fahrzeit für Pendler auf fast 188 Stunden, mehr als 67 Stunden davon saßen sie in Staus fest. Damit bleibt München TomTom zufolge Deutschlands Stau-Hauptstadt.

Dramatischer fielen im vergangenen Jahr die Veränderungen bei den Spritkosten aus. Dieselfahrer mussten Mehrkosten in Höhe von 188 Euro in Kauf nehmen – bei einer täglichen Fahrleistung von 20 Kilometer während der Hauptverkehrszeit. Bei Benzinern waren es 133 Euro, während die Preise bei Fahrern von Elektro-Autos annähernd gleich blieben. Interessant: Trotz des Anstiegs der Spritpreise deuten die Daten von TomTom nicht darauf hin, dass Autofahrer in nennenswerter Zahl bewusst auf ein anderes Verkehrsmittel umgestiegen sind.

Zu einer anderen Schlussfolgerung kommt das Unternehmen hingegen für die Geltungsdauer des Neun-Euro-Tickets (1. Juni bis 31. August, exklusive Schulferien). Während dieses Zeitraums sei der Autoverkehr in München besser geflossen – und zwar unabhängig vom jeweiligen Preis für Benzin und Diesel. Dies deute darauf hin, „dass die Zahl der Fahrzeuge auf den Straßen im Aktionszeitraum des Neun-Euro-Tickets tatsächlich niedriger gewesen ist“, heißt es in der Analyse. „Die Daten aus dem TomTom Traffic Index 2022 legen die Vermutung nahe, dass Autofahrer während der Neun-Euro-Ticket-Kampagne bewusst zeitweise das eigene Auto stehen gelassen haben“, ordnet Professor Andreas Knie, Sozialwissenschaftler und Mobilitätsforscher am Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin, die Ergebnisse ein. Dies decke sich mit den Ergebnissen einer anderen Befragung zum Neun-Euro-Ticket.

TomTom hat außerdem herausgefunden, dass der Donnerstag der verkehrsreichste Tag der Woche ist. Würden Pendler an diesem Tag von zu Hause arbeiten, sparten sie sich auf ein Jahr betrachtet 38 Stunden Fahrzeit beziehungsweise bis zu 143 Euro Benzinkosten, rechnet das Unternehmen vor und rät: „Es lohnt sich also, bei der Wahl eines Homeoffice-Tags nicht reflexartig Montag oder Freitag zu wählen.“ Flexible Arbeitszeitregelungen könnten generell einen großen Beitrag dazu leisten, um Zeit und Geld zu sparen – und letztlich auch die Umweltbelastung zu reduzieren.

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