CSU und Grüne fordern Filmfest-Geld vom Bund

von Redaktion

Gerlach und Habenschaden äußern Kritik an „Ungleichbehandlung“ mit der Berlinale

Es ist eine ungewöhnliche Allianz: Die CSU-Digitalministerin und die grüne Bürgermeisterin streiten Seite an Seite für eine Bundesförderung des Filmfests München. Bisher fließen null Euro aus dem Bundesetat. Judith Gerlach und Katrin Habenschaden fordern nun, die Ampel-Regierung in Berlin möge einen Zuschuss „wohlwollend prüfen“.

In einem gemeinsamen Brief, der unserer Zeitung vorliegt, wenden sie sich an die Bundesbeauftragte Claudia Roth; Bayerin und Parteifreundin Habenschadens mit Sitz im Kanzleramt. Im Ton ist das Schreiben höflich. In der Sache merken Gerlach und Habenschaden allerdings eine Ungleichbehandlung an. „Wir begrüßen es sehr, dass der Bund die Berlinale in diesem Jahr über den jährlichen Zuschuss von rund 10,7 Millionen Euro mit zusätzlichen 2,2 Millionen Euro unterstützt.“ Das sei ja auch eines der wichtigen Filmfestivals. Man wolle aber „dringend darum bitten“, dass der Bund den Filmstandort Bayern „ebenfalls im Blick“ behalte.

Das Filmfest München sei als größtes deutsches Sommer-Filmfestival ein Anziehungspunkt für die ganze Branche und für Begeisterte aus aller Welt. Es gewinne Jahr für Jahr an Bedeutung. Stadt und Freistaat als Gesellschafter könnten aus ihren Mitteln das Münchner Filmfest aber nur mit einem Drittel der Summe ausstatten, die der Bund für die Berlinale springen lässt, schreiben die Ministerin und die Bürgermeisterin.

Dass Habenschaden im Ton nicht schärfer wird, liegt nahe. Gerlach beklagt im Gespräch jenseits des Briefes deutlicher, dass München „keinen Cent vom Bund“ erhalte. „Dass Bayern als wichtiger Filmstandort hier nachlässig behandelt wird, ist wenig verständlich.“ Roth handle „einseitig“, sagt sie.

Zum Filmfest im vergangenen Jahr waren 50 000 Zuschauer gekommen. Vor der Pandemie waren es etwa 70 000. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte 2019 öffentlich davon geträumt, München auf eine Ebene mit Cannes, Venedig und eben Berlin zu heben: „Erst mal aufschließen, überholen kann man dann immer noch.“ Erfahrungswert zumindest im Vergleich mit Berlin bisher: Die spannenderen Produktions- und Technikfirmen sitzen an der Isar; die Stars feiern ihre Premieren trotzdem lieber in der Hauptstadt.

Einen Bundeszuschuss zum Münchner Filmfest hatte auch Roths Vorgängerin Monika Grütters (CDU) schon mal klar abgelehnt.

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

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