Die Jüngste ist sie nicht mehr, aber trotzdem jeden Tag frisch: Unsere Weißwurst hat Geburtstag! Genau 166 Jahre wird sie. Wir sagen: Ois Guade, oide Wurschthaut! Dieser Ehrentag muss natürlich gefeiert werden. Daher haben viele der Münchner Innenstadtwirte zum Rosenmontag auch heuer wieder ein besonderes Angebot: Bis 12 Uhr gibt’s das Stück für nur einen Euro.
„Die Weißwurst ist der Inbegriff der Münchner Lebens- und Wirtshauskultur“, sagt Gregor Lemke, Vorsitzender des Vereins der Münchner Innenstadtwirte und Wirt des Augustiner Klosterwirts. Für seinen Kollegen Thomas Vollmer, Wirt des Augustiner Stammhauses, ist sie „eine wunderbare Münchner Spezialität, die auf keiner Speisekarte fehlen darf und längst Kultstatus hat.“
Der Legende nach ist die Weißwurst 1857 entstanden. Dem Wirtsmetzger Josef Moser sollen am Rosenmontag in seinem Gasthaus „Zum ewigen Licht“ am Marienplatz die damals begehrten Münchner Stadtwürste ausgegangen sein. Nachschub gab es nicht, da ihm auch die damals üblichen dünnen Schafsdärme für die Kalbsbratwürste fehlten. Also schickte er seinen Lehrling los. Doch der bekam im Faschingstrubel nur noch dickere Schweinedärme.
Aus der Not wurde ein Kult-Genuss: Moser füllte das Wurstbrät in die Schweinedärme, drehte die Würste Stück für Stück ab und warf sie ins heiße Wasser zum Abbrühen, so erzählt man es sich. Aufs Braten verzichtete er aus Angst, seine Kreation könnte dann platzen.
Die Weißwurst kam gut an und startete eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte. Sie wurde zu der Münchner Spezialität schlechthin. Mit Brezn und Weißbier kann man sie am Montag vom Andechser am Dom bis Zum Stiftl am Marienplatz genießen – und das zum Sonderpreis von nur einem Euro.
Die meisten der Wirtshäuser beginnen ihren Betrieb ab 10 Uhr. Und traditionell darf die Weißwurst das 12-Uhr-Läuten nicht hören. Was hat es mit dieser Regel eigentlich auf sich? Die Weißwurst konnte früher nicht gekühlt gelagert werden. Und deshalb musste sie möglichst zügig gegessen werden. Heute gibt es freilich genug Kühlmöglichkeiten, doch die Tradition ist geblieben. Auch am 166. Geburtstag. P. PLESCH