Ein Fahnenmeer aus Blau und Gelb – München zeigt Flagge! Gestern vor genau einem Jahr begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Anlässlich dieses traurigen Jahrestags fand auf dem Marienplatz eine große Demonstration statt. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen den Krieg – ein Jahr des großen Krieges“, versammelten sich über 2000 Menschen, um Solidarität mit der Ukraine zu zeigen.
Die 39-jährige Daria Onyshchenko war eine der Organisatoren der Kundgebung. Vor 17 Jahren kam die Filmregisseurin von Kiew für ihr Studium nach München. Am Tag des Kriegsausbruchs demonstrierte sie vor dem Staatsministerium. Für sie stand fest, dass das kein Moment sei, „um zu Hause sitzen zu bleiben“, erzählt sie. Seitdem organisiert sie Demos in München. Eine Forderung: die Ausweitung der Waffenlieferungen an die Ukraine. „Viele Menschen realisieren nicht, dass sich die Welt vor einem Jahr verändert hat“, sagt sie. Es sei ihr am Freitag sehr schwergefallen, mit dem Gedanken an den Ausbruch des Krieges aufzustehen – „der ganze Tag spielte sich wieder im Kopf ab“. Doch sie macht weiter. So wie Zigtausende. Denn: „Es ist uns wichtig, Putin und dem ganzen russischem Regime zu zeigen: Die ganze Welt steht an der Seite der Ukraine.“
Auch München stand auf: Die Menschen schwenkten Fahnen und zeigten Plakate, die ukrainische Nationalhymne schallte über den Platz. Politiker bekräftigten über alle Parteigrenzen hinweg ihren Beistand. Oberbürgermeister Dieter Reiter ergriff gegen 16 Uhr das Wort. Der Rathaus-Chef sprach sich für die Waffenlieferungen durch die Nato und die Europäer aus und versprach, auch „weiterhin fest an der Seite der ukrainischen Bevölkerung und unserer Partnerstadt Kiew“ zu stehen. „Wir lassen euch nicht allein!“, richtete Reiter abschließend sein Wort an die Ukrainer.
Auch an anderen Orten in der Stadt gab es Aktionen, etwa einen Austausch zwischen Münchnern und Ukrainern, Schweigeminuten, Friedenstauben an Litfaßsäulen, Filme und Theaterstücke, die das Grauen des Krieges nachempfinden ließen. In Kirchen fanden Friedensgebete statt. Vielerorts ertönte Glockenläuten – ein Aufruf zum Frieden. VON CHRISTINA SCHIRMER