Die Hälfte aller Verkehrstoten gehören dieser Gruppe an: Elf Senioren starben durch Verkehrsunfälle, 1002 wurden verletzt, 189 davon schwer. Das sind ein Verkehrstoter und 112 Verletzte mehr als im Vergleichsjahr 2019 vor der Pandemie.
„Das ist eine Herausforderung, mit der wir uns in den kommenden Jahren sehr intensiv beschäftigen müssen“, sagt Polizeivizepräsident Michael Dibowski. Denn zum einen werde die Bevölkerung immer älter, zum anderen lasse bei vielen Senioren die Reaktionsfähigkeit sowie das Hör- und Sehvermögen mit den Jahren schleichend nach. So kam es im vergangenen Jahr in diesem Zusammenhang zu sehr tragischen Unfällen, wie Dibowski berichtet. Etwa an einem Bahnübergang an der Lerchenauer Straße. Trotz geschlossener Halbschranke und einem roten Stopplicht überquerte eine 89-Jährige die Bahngleise. Warnrufe anderer Autofahrer überhörte sie. Auf den Gleisen erfasste sie ein Güterzug – der Aufprall war so stark, dass die Frau starb.
Eine weitere Gefahr für ältere Bürger: E-Bikes. Gleich drei Senioren verunglückten im Jahr 2022 tödlich mit solchen Rädern. „Manche sind von der Technik und der Geschwindigkeit überfordert“, sagt Dibowski. Die Polizei will sich deshalb in Zukunft noch stärker mit der Privation von Senioren beschäftigen und alle Verkehrsteilnehmer besser sensibilisieren.
Neben den Senioren waren auch Radfahrer insgesamt stark gefährdet: Neun Radler in München verunglückten vergangenes Jahr tödlich – mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. „Die Unfallzahlen zeigen, wie lebenswichtig der schnelle, bedarfsgerechte Ausbau der Radinfrastruktur ist“, kommentierte Andreas Schön vom Fahrradclub ADFC die Zahlen. Die Polizei nimmt aber auch die Radler in die Pflicht: Immer wieder erlebe man, dass Fahrradfahrer „Verkehrsregeln sehr großzügig auslegen“, so Dibowsiki. Er plädiert für gegenseitige Rücksichtnahme.
Und ein weiteres Gefährt ist noch deutlich stärker zur Gefahr geworden: E-Scooter. Zu 532 Unfällen mit den elektrischen Rollern kam es im vergangenen Jahr – 200 mehr als ein Jahr zuvor. „Die Zahlen gehen immer weiter nach oben“, sagt Dibowski. Was der Polizei besonders Sorgen bereitet: Auch immer mehr Betrunkene steigen auf diese Roller: Allein während der Wiesn registrierte die Polizei 300 Trunkenheitsfahrten – knapp jeder sechste Fall. Dabei gelten auf E-Scootern die gleichen Alkoholgrenzen wie für Autos.
Auch insgesamt spielte Alkohol nach der Pandemie im Verkehr wieder eine negativere Rolle: So zählte die Polizei vergangenes Jahr 572 Unfälle, die durch Betrunkene verursacht wurden. Knapp 130 Fälle mehr als im Vorjahr. Oft mit fatalen Folgen: Fünf Menschen kamen dadurch ums Leben.