Der Hallen-Plan für die Paketpost

von Redaktion

VON KLAUS VICK

Aus dem heutigen Briefverteilzentrum soll eine Begegnungsstätte für alle Münchner werden (wir berichteten). Die Nutzung der denkmalgeschützten Paketposthalle ist wesentlicher Bestandteil dieses Gesamtprojekts in Neuhausen, zu dem vor allem der Bau von zwei 155 Meter hohen Türmen gehört. Die Halle stand bisher meist im Schatten der beiden Hochhäuser. Insgesamt sollen auf dem Areal nahe der Friedenheimer Brücke einmal 1100 Wohnungen und 3000 Arbeitsplätze entstehen.

Am Dienstag wurden die bisher vagen Pläne für die mächtige, 20 000 Quadratmeter große Halle bei einer Pressekonferenz konkretisiert, unter anderem von Investor Ralf Büschl. Dessen Unternehmensgruppe hatte das Gelände 2018 der Post abgekauft. Die wird die Halle noch bis 2024 als Briefzentrum nutzen, ehe das Unternehmen im Laufe des nächsten Jahres in einen Neubau im Germeringer Gewerbegebiet Nord umzieht. Von 2025 an wäre die Paketpost also frei für eine neue Nutzung. Aber so schnell wird es nicht gehen. Die Sanierung der Halle dürfte einige Jahre dauern, deutete Büschl an. Er kalkuliert dafür mit einem unteren dreistelligen Millionenbetrag. Ihm schwebt an der Paketpost ein Stadtquartier der Zukunft vor, in dem die Halle „ein Fixstern“ sein soll.

Diesen Fixstern will der Investor – und das ist der spektakuläre Teil des Plans – mit einem multifunktionalen Konzerthaus für 3000 Zuschauer unterkellern. „Ein vollakustischer Saal, der auch für Opern geeignet ist“, wie Büschl sagte. Der 23 Meter hohe Bühnenturm würde in die bestehende Halle hineinragen. Wie berichtet gibt es Überlegungen, dass die sanierungsbedürftige Staatsoper dieses Konzerthaus für mehrere Jahre als Interim nutzen könnte. Intendant Serge Dorny hatte zuletzt gesagt, dass die Oper noch maximal bis 2030 spielfähig, danach aber eine Generalsanierung unausweichlich sei. Die Paketpost böte sich da als Ausweichquartier an.

Eine Kostenprognose für den Bau des Konzerthauses gibt es Büschl zufolge noch nicht, dafür werden die Pläne konkreter, was im Erdgeschoss der Halle passieren könnte. Dafür hat sich Büschl als Experten für Zwischennutzungsprojekte den Münchner Hallenmogul Michi Kern und sein Kreativteam „This is Really Happening“ ins Boot geholt. So könnte die Halle mit vielfältigem Leben erfüllt werden, zum Beispiel mit einer Multifunktionsarena mit Platz für Theater- und Musikfestivals. Vorgesehen sind auch eine Galerie, Gastronomie, Grün, Bewegungsflächen oder einfach nur Freiraum. Kern sprach von einem ergebnisoffenen Prozess. Den Betrieb der Halle und des Konzerthauses will die Büschl-Unternehmensgruppe im Übrigen selbst übernehmen.

Stadtbaurätin Elisabeth Merk stellt sich die Halle als „Stadtforum für München“ vor. Ein Ort der Begegnung „im bisherigen Niemandsland“. Und ein Ort, der so offen zugänglich sein sollte wie beispielsweise der Olympiapark. Ideen und Impulse der Bürger seien hier wichtig. Dabei könnten sich informelle und temporäre mit dauerhaften Nutzungen vermischen. Merk: „Sollte die Opern-Idee Wirklichkeit werden, würde ich es sehr begrüßen.“

Münchner können ihre Ideen bis Ende März auf der Online-Plattform www.allefuerdiehalle.de einreichen. Dazu gibt es Postwurfsendungen an 26 000 Haushalte im Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg. Im Anschluss stehen die Vorschläge für eine öffentliche Abstimmung bereit. Eine Jury wählt unter Berücksichtigung des öffentlichen Votings bis Ende Mai die besten Vorschläge aus. Diese sollen dann in einem „Design-Camp“, einer Art kreativen Denkschmiede, weiterentwickelt werden.

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