München – Der Wind bläst. Es ist kalt, Nieselregen fällt aus dem bleiern über München hängenden Himmel. Doch einem waschechten Iren kann solches Wetter nichts anhaben: Erhobenen Hauptes marschieren gestandene Dudelsackspieler durch den Regen. Mit Tierfell behangene Kelten-Kämpfer zeigen ihr Können mit dem Schwert. Tänzerinnen springen durch Pfützen. Hüte fliegen davon. Doch die grüne Welle steht wie eine Brandung an der Münchner Freiheit. Von dort aus zogen am Sonntag tausende Iren und Freunde der irischen Kultur zum Odeonsplatz. Der St. Patrick’s Day in München jährte sich am Wochenende zum 25. Mal.
Über 1300 Teilnehmer und mehr als 63 Gruppen machen die grüne Welle zu Ehren des irischen Nationalheiligen zur größten Parade in der Geschichte der Veranstaltung. Am Straßenrand feiern tausende Besucher begeistert mit. Wegen des schlechten Wetters sind es zwar etwas weniger als veranschlagt; aber die die da sind, etwa 10 000, sind mit umso mehr Herzblut dabei.
Vielen geht es neben der Party auch um persönliche Verbindungen. „Seit Jahrzehnten ein sehr schönes und wichtiges Zeichen für Europa! Wir, Familie Kraus, machen das seit 1945“, schreibt ein Mann auf Instagram. Auch Stefanie, Simon und Nina haben eine ganz persönliche Bindung zu der Insel an der nordwestlichen Spitze Europas: Stefanie hat in Irland studiert. Simon und Nina haben als frisch verliebtes Paar eine Irland-Rundreise gemacht. „Noch dazu habe ich einen roten Bart. Das passt irgendwie ganz gut“, sagt der 35-Jährige.
Passen tut es auch zwischen den Bayern und den Iren. Paul Daly, Pub-Wirt und Mitbegründer der Festivals, weiß über die besondere Verbindung zwischen Irland und Bayern auch so manche Geschichte zu erzählen. So soll zum Beispiel das bayerische „Grüß Gott“ auf den irischen Gruß „Dia Dhiut“ (Gott mit dir) zurückgehen.
Iren und Bayern feiern gern, sind gesellig und mögen Bier. Zuletzt kamen bis zu rund 45 000 Besucher zur Parade mit anschließendem Fest auf dem Odeonsplatz – viele mit grünen Hüten oder Brillen in Form des irischen Kleeblatts. So wie gestern auch Nicoline Graf-Roth. Die 62-Jährige ist das erste Mal mit dabei – und begeistert. „Wir lieben die irische Kultur“, schwärmt sie, stilecht gekleidet in Grün-Orange und Melonenhut auf dem Kopf. Hund Konnor, ein irischer Wolfshund, macht ihren Auftritt perfekt.
Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat den St. Patrick‘s Day fest im Kalender eingetragen – nicht nur, weil er traditionsgemäß am Odeonsplatz zur Gitarre greift und aufspielt. Reiter ist Schirmherr der Veranstaltung. Ihm gehe es auch „um das gemeinsame Miteinander, um die pure Freude am besonderen Event und natürlich auch um das verbindende Bekenntnis zu Toleranz und Weltoffenheit, zu Dialog und Austausch zwischen den Kulturen“, sagt der Oberbürgermeister.