Wirft die Stadt den Chef der Gewofag raus? Das zumindest fordert die Opposition. CSU und Freie Wähler erheben schwere Vorwürfe gegen den Geschäftsführer von Münchens größtem kommunalen Wohnungsbauunternehmen, Klaus-Michael Dengler.
Zum Hintergrund: Das Revisionsamt der Stadt prüft aktuell mehrere Vorwürfe, die in anonymen Schreiben erhoben wurden. Unter anderem geht es um Vorwürfe des Mobbings und um hohe Abfindungen. Auch wird geprüft, ob Dengler Familienmitglieder im Unternehmen installiert beziehungsweise gezielt bevorzugt haben soll. Laut Gewofag-Sprecher seien die Vorwürfe allesamt „falsch, ehrabschneidend und rufschädigend“. Die Gewofag hat Anzeige erstattet.
Nun ist es nichts Ungewöhnliches, dass das Revisionsamt anonyme Meldungen erhält und diesen auch nachgeht. Außergewöhnlich scheint aber, dass Dengler ein Schriftgutachten in Auftrag gegeben hat, das rund 10 000 Euro gekostet haben soll. Damit wollte Dengler herausfinden, wer die Verfasser der anonymen Schreiben sind. „Auf Basis des Ergebnisses des Gutachtens und weiterer starker Indizien hat die Gewofag arbeitsrechtliche Maßnahmen gegen den Betriebsratsvorsitzenden eingeleitet“, so der Firmen-Sprecher.
Pikant dabei: Auch CSU-Chef Manuel Pretzl und CSU-Stadträtin Heike Kainz wurden in dem Zusammenhang überprüft. Kainz sitzt im Aufsichtsrat der Gewofag. Das Gutachten entlastet beide Mandatsträger zwar, auf sich sitzen lassen wollen die Politiker das Vorgehen aber nicht. Pretzl fordert, Dengler umgehend von seinen Aufgaben zu entbinden. „Dass Stadträte vom Chef einer städtischen Gesellschaft auf Kosten von Münchner Mietern ausspioniert werden, ist ein beispielloser Vorgang und muss Konsequenzen haben“, sagte Pretzl am Montag.
Der Stadtrat wird sich spätestens am 21. März mit der Causa befassen, dann soll der Bericht des Revisionsamtes im Rechnungsprüfungsausschuss vorliegen. „Wir werden uns äußern, wenn alle Fakten vorliegen“, sagt SPD-Chefin Anne Hübner. SASCHA KAROWSKI