Lebensgefährliches Provisorium

von Redaktion

VON JULIAN LIMMER

Schon wieder wäre es am Bahnübergang in der Fasanerie beinahe zu einem schweren Unfall gekommen: Ein Auto stand am Mittwochnachmittag auf den Gleisen – und das, als ein Regional-Express mit 140 Kilometer pro Stunde heranraste. Was war an dem Übergang in der Feldmochinger Straße wieder schief gegangen?

Fakt ist: Die Schranke stand offen, als der Fahrer am helllichten Tag mit seinem Wagen die Gleise überqueren wollte. Der Lokführer reagierte schnell, gab Achtungspfiffe ab – und stieg voll auf die Bremse. Durch die Warnsignale sei es dem Autofahrer gerade noch gelungen, aus dem Gleisbereich zu fahren, sagt die Bundespolizei später. Es sei zu einem „Beinahe-Zusammenstoß“gekommen, so die Beamten. Wahrscheinlich wegen menschlichen Versagens.

Der Hintergrund: Bereits seit August muss die Sicherungsanlage rund um den Übergang per Hand betrieben werden. Ein 80-Jähriger war damals mit dem Auto durch die geschlossene Schranke der ursprünglichen Anlage gerast – und hatte diese irreparabel zerstört. Seitdem läuft hier alles manuell: Jedes Mal, wenn ein Zug anrollt, öffnet und schließt ein Schrankenwärter nun eine Behelfsschranke per Knopfdruck. Zudem müssen Sicherheitsposten den Übergang per Hand mit einem Band sichern, weil die Schranke nicht über die ganze Fahrbahnlänge reicht. Wie oft? An manchen Tagen bis zu 120 Mal. Das birgt Gefahren: Bereits im Januar wäre es dort beinahe zu einem Zusammenprall gekommen. Ähnlich wie am Dienstag blieb die Schranke offen, obwohl eine S-Bahn kam. Fußgänger und Autos passierten die Gleise – der Lokführer konnte gerade noch bremsen.

Wie damals auch ermittelt die Polizei nun wieder vorrangig gegen den zuständigen Schrankenwärter, laut Bundespolizei handelt es sich in beiden Fällen um denselben Mitarbeiter. Der Vorwurf: Gefährdung des Bahnverkehrs.

Die Bahn selbst will zu den Vorfällen bisher nichts sagen. Warum sie die Schranke bisher noch nicht repariert hat? Die Antwort: Nicht bloß diese müsse erneuert werden, sondern der komplette Übergang. Das dauere Monate. Ursprünglich hieß es, dass die Anlage bis April erneuert sein werde. Das klappt nun doch nicht. Jetzt spricht die Bahn von Mitte des Jahres.

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