800 Jahre in 45 Minuten

von Redaktion

VON SOPHIA OBERHUBER

Die blau-weiße Schranke zum Tor der Stadtmauer öffnet sich. Eine Kutsche, beladen mit Holzfässern, macht sich auf den Weg. Die Hufe der beiden Pferde schlagen schwer auf den sandigen Boden. Im Hintergrund ragen die Türme der Theatinerkirche in den Münchner Himmel.

Der Hintergrund mag gleich geblieben sein, doch Kutschen und Stadtmauern erwarten heutzutage niemanden mehr auf dem Odeonsplatz. Außer man nimmt an einer Stadtführung von „TimeRide GO!“ teil. Mit einer Computer-Brille ausgestattet geht es ab Sonntag 45 Minuten lang durch die Innenstadt – und gleichzeitig durch die Jahrhunderte der Stadtgeschichte.

Der Rundgang erstreckt sich auf etwa zwei Kilometer. Start ist beim Organisator TimeRide, Im Tal 21. Kinder dürfen ab 8 Jahren teilnehmen. Die Führungen finden jeden Tag und zu jeweils wechselnden Uhrzeiten statt. Alle Termine: www.timeride.de/muenchen. Tickets gibt es regulär ab 19,90, ermäßigt ab 16,90 Euro.

Kurz nach dem Start wartet auch direkt die erste Station. Für die Teilnehmer bedeutet das: Virtual-Reality-Brille (VR) aufsetzen und ins Mittelalter eintauchen. Wo sich heute Geschäfte und Restaurants aneinanderreihen, Taxen warten und Menschen vom Marienplatz zum Viktualienmarkt strömen, befand sich im 12. Jahrhundert das Talburgtor. Dort entrichteten Händler ihre Zölle, bevor sie nach München, damals noch eine Burg, einfahren durften. In vier weiteren Stationen geht es über die Napoleonische Zeit, die Regentschaft Ludwigs II., die frühe NS-Zeit, dem Zweiten Weltkrieg bis hin zu den 1970er-Jahren.

„Wir möchten besonders Familien mit Kindern für die Geschichte Münchens begeistern“, sagt Jonas Rothe, Geschäftsführer von TimeRide. Um die virtuellen Szenen möglichst originialgetreu darzustellen, beschäftigt das Unternehmen laut einem Sprecher ein Team an Historikern. Sie gehen auf die Suche nach Gemälden oder Fotos aus der jeweiligen Zeit, um dann die Grafiker zu beraten. Diese erschaffen schließlich die 45-minütige Reise, die alle Interessierten ab 2. April, mit viel Glück kostenlos, antreten können. Ganz ohne Zeitmaschine – dafür aber mit Computer-Brille.

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