Als ob sie das Wetter bestellt hätten: Pünktlich zum Aufbau des Schanigartens vor dem Café Eigenleben in der Kurfürstenstraße kommt die Sonne zum Vorschein. „Das ist ein gutes Zeichen“, sagt Wirtin Anne Bauer. Nicht nur in der Maxvorstadt wird seit 1. April gehämmert und genagelt: Insgesamt 550 Schanigärten vor Lokalen und Cafés läuten die Freiluft-Saison in der Stadt ein. Fünf mehr als 2022. Angesichts der Zahlen scheinen die saisonalen Freischankflächen auch nach der Pandemie weiter auf Erfolgskurs. Doch es gibt auch Kritik.
In Corona-Zeiten aus der Not heraus geboren, haben sich die Schanigärten mittlerweile zu einer festen Institution entwickelt. In der krisengebeutelten Gastronomieszene will man sie nicht mehr missen. „Die Schanigärten tragen mittlerweile zum Stadtbild bei und spiegeln auch das Münchner Lebensflair wieder“, sagt der Münchner Dehoga-Chef Christian Schottenhamel. Dank der Planbarkeit stecke in vielen Schanigärten „mehr Liebe und Detail“ als noch zu Pandemiezeiten, so Schottenhamel. Denn: Ist ein Schanigarten einmal genehmigt, darf der Wirt ihn in der Saison, die vom 1. April bis zum 31. Oktober geht, jedes Jahr wieder aufbauen – „es handelt sich um eine Dauergenehmigung“, erklärt ein KVR-Sprecher. 545 Freischankflächen seien bereits genehmigt. „Und Stand letzter Woche gibt es fünf Neugenehmigungen.“
Das KVR prüft in Zusammenarbeit mit dem Mobilitätsreferat, ob eine Genehmigung erteilt wird. Hierbei gelten feste Regeln – so darf der Schanigarten zum Beispiel nicht außerhalb von fünf Metern vor und hinter Kreuzungen aufgebaut werden, er darf keine Einfahrten behindern oder zu nah an Zebrastreifen oder Bushäuschen platziert sein.
Vor allem in engen, unübersichtlichen Straßen sahen Kritiker in der Praxis Probleme mit den Freischankflächen. Auch ein Streit um Parkplätze entbrannte – und schwelt noch immer. Denn: Zugunsten der Schanigärten fallen Parkflächen weg. In diesem Punkt müsse die Stadt nachbessern, fordert etwa die FDP im Stadtrat. „Die Schanigärten sind eine schöne Institution, aber da, wo man Parkplätze wegnimmt, sollte man auch neue Angebote machen“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Jörg Hoffmann. Eine Idee der Liberalen: der Bau von Anwohnerparkgaragen ähnlich wie am Josephsplatz.