Ein weißes Fahrrad steht seit Kurzem an einem Fußgängerüberweg an der Cosimastraße. Es markiert die Stelle, an der ein 80-Jähriger im März sein Leben verloren hat. Er stieß mit einer Tram zusammen und starb. Das „Ghostbike“ an der Cosimastraße ist nur eines von mehr als 20 solcher Mahnmale, die Freiwillige in den vergangenen Jahren für tödlich verunglückte Radler aufstellten.
„2014 gab es schon eine Initiative, die auf die Gefährlichkeit des Übergangs an der Cosimastraße hingewiesen hat“, erinnert sich Michael Hälsig vom ADFC in München. Die Infrastruktur müsse insgesamt mehr Fehler von Radfahrern verzeihen, ohne dass diese direkt in einem schweren Unfall münden. Dafür braucht es Hälsig zufolge mehr, breitere, besser gekennzeichnete und damit sicherere Radwege. Seit dem Radentscheid verbessere sich die Situation zwar, allerdings nur sehr langsam. In vielen Fällen zu langsam.
Das zeigt die Unfallbilanz der Polizei für 2022. Nach eher ruhigen Corona-Jahren ist die Zahl der Verkehrsunfälle mit Radlern um 8,2 Prozent gestiegen. 3110 von ihnen wurden verletzt, 343 schwer. Neun Menschen sind verstorben. So verwundert es wenig, dass im Unfallatlas der Statistischen Ämter rot gefärbte Passagen die Innenstadt durchziehen. Sie markieren die Straßen, an denen es im Jahr 2021 zu je mehr als drei Unfällen mit Rad-Beteiligung kam. Dabei sind alle innerstädtischen Isarbrücken mit mindestens einem Unfall vermerkt. Einzige Ausnahme, zumindest in 2021: die Corneliusbrücke. Anders vor vier Jahren, als dort ein elf-jähriger Schüler starb. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 2020 mehr als die Hälfte der im Straßenverkehr verunglückten Jugendlichen mit dem Rad unterwegs. Vor allem zwischen 7 und 8 Uhr passieren die meisten Unfälle.
Laut dem Unfallatlas sind aber nicht nur Brücken, sondern auch Kreuzungen Gefahrenstellen. Wie die Ecke Paul-Heyse-/Bayerstraße. Unter anderem für den Bereich wünschen sich Radfahrer Verbesserungen (s. rechts).