Wie ein gläserner Koloss aus der Zukunft ragt der neue Münchner Hauptbahnhof im Hintergrund hervor. Diesen Blick wird man aus einem Konferenzraum eines Gebäudes haben, das ebenfalls zum zukünftigen Charakter des Bahnhofsviertels beitragen soll. Dieses Haus namens „B. munich“ wächst bald gegenüber der Bahnhofsbaustelle in die Höhe – es wird ein neungeschossiger Bau (inkl. Untergeschosse) für Handel, Gastro und Gewerbe mit über 10 000 Quadratmetern Fläche. Nächste Woche wird der Grundstein gelegt.
Damit reiht sich der Bau in eine Reihe von Projekten ein, die gerade rund um den Hauptbahnhof entstehen – und die ein neues Geschäftsviertel bilden sollen. „Mit seiner wegweisenden Architektur wird der neue Hauptbahnhof eine Strahlkraft besitzen, die wir mit unserem Objekt aufgreifen und bereits heute umsetzen möchten“, sagt Michael Ehret. Mit seinem Unternehmen Ehret+Klein will er das Projekt zusammen mit der Büschl Gruppe realisieren – Letztere ist unter anderem auch für die geplanten Mega-Türme am Paktpost-Areal bekannt.
Die beiden Unternehmen hatten vor mehr als drei Jahren auch das Haus an der Bayerstraße gekauft, das zuvor eine Bank und Flächen des MVV beherbergt hatte. Danach stellten sie es für rund ein Jahr Künstlern, Freiberuflern und Start-ups zur Verfügung, die die Fläche vorübergehend nutzen konnten – diese Zwischennutzung endete im Dezember 2021. Mittlerweile läuft bereits der Tiefbau für das neue Gebäude, die Bodenplatten sind betoniert. Nach dem Ende der Bauarbeiten sollen dann im Unter-, Erd- und ersten Obergeschoss Gastro und Handel einziehen. Man sei durchaus offen für kreative Konzepte wie Pop-up-Stores – also vorübergehende Verkaufsflächen für verschiedene Verkäufer und Kreativ-Schaffende, sagt eine Sprecherin des Projekts. Noch stehe der Plan jedoch nicht endgültig fest. In den Geschossen darüber sollen Büros entstehen – Dachterrasse inklusive. Natürlich: mit bestem Blick auf den Hauptbahnhof.
Der Bahnhof selbst ist bereits seit knapp vier Jahren eine Großbaustelle. Hier soll die neue, hochmoderne, gläserne Empfangshalle für die Fahrgäste samt unterirdischer Haltestelle für die zweite Stammstrecke entstehen – irgendwann. Ursprünglich sollte der Bau bis 2028 abgeschlossen sein. Ob das klappt, steht in den Sternen. Denn der Bau hängt mit dem Fortschritt bei der zweiten Stammstrecke zusammen. Das mache es für die Bahn schwer, die Fertigstellung des Baus vorherzusagen, so eine Sprecherin.
Zu einer Verschiebung kommt es auf jeden Fall beim Abriss des Starnberger Flügelbahnhofs. Dort ist ein 70 Meter hoher Büroturm geplant. Der ursprüngliche Baustart dafür war eigentlich für heuer angepeilt – jetzt soll es erst 2025 losgehen.
Das ganze Viertel ist im Wandel: Zwischen Schwanthaler- und Bayerstraße entsteht entlang der Paul-Heyse-Straße das Elementum – seit Kurzem ist die Baustelle nicht mehr umhüllt. Ein Hochglanz-Bürobau mit einer Geschossfläche von 70 000 Quadratmetern wird hier gebaut – samt grünem Innenhof, der für die Öffentlichkeit zugänglich sein soll.
Nur ein paar Meter weiter (Schwanthalerstraße 36 bis 38) soll bis 2025 ein neuer Holz-Hybrid-Bürokomplex gebaut werden – dort laufen gerade noch die Abrissarbeiten am früheren Hotel Cristal. Gleichzeitig läuft der Umbau des Karstadt-Areals zwischen Bahnhof und Stachus. Dort ist ein Glastempel mit einer Mischnutzung aus Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und Büros geplant. Direkt am Stachus, wo früher der Königshof stand, ist ein würfelartiger Hotelbau der Marriott-Kette in die Höhe gewachsen – mittlerweile laufen hier schon die Arbeiten an der Fassade.