„Der letzte Verkaufstag ist wahrscheinlich der 16. oder 17. Juni“, sagt Betriebsratschef Eduard Wölbitsch. Acht Wochen Gnadenfrist für die 250 Mitarbeiter, die ab Juli auf der Straße stehen. Vergangene Woche haben sie gegen die Pläne des Immobilienmoguls René Benko und seiner Signa Holding demonstriert (wir berichteten).
Auch Wölbitsch war mit dabei. Seit Mitte März bekannt wurde, dass die Filiale schließen muss, lässt der Betriebsratschef nichts unversucht, um das drohende Aus doch noch abzuwenden. Und tatsächlich: Es gebe noch Hoffnung, verriet Wölbitsch gestern: „Wir haben Unterstützung von politischer Seite. Es scheint eine mögliche Lösung zu geben.“
In Kreisen der Landespolitik heißt es, bisher sei nichts in trockenen Tüchern, man habe aber nach mehreren Gesprächen ganz vorsichtigen Anlass zum Optimismus. Eine Entscheidung über den Standort München dürfte in den kommenden zwei Wochen fallen. Was das jetzt konkret bedeutet – darüber kann man nur mutmaßen.
Bei der Karstadt-Filiale am Stachus war es zum Beispiel so, dass die Schließung zwei Jahre hinausgezögert werden konnte. Der Eigentümer des Gebäudes hatte damals auf einen großen Teil der Mieteinnahmen verzichtet.
Doch die Situation am Hauptbahnhof ist eine andere – das Haus gehört Signa. Und das Unternehmen hat womöglich andere, lukrativere Visionen, befürchten Kritiker. Der ursprüngliche Plan, die Filiale nach der Sanierung des Altbaus dort zu integrieren, ist jedenfalls vom Tisch. Signa erklärte zuletzt, man habe vor, den Menschen „ein glanzvolles Stück Architektur in der Münchner Innenstadt – auch ohne Warenhaus an dieser Stelle – zurückzugeben“. Eine aktuelle Anfrage, ob sich daran etwas geändert habe, blieb gestern unbeantwortet.
Das Kaufhaus ist eine von 52 der 129 Galeria-Filialen in Deutschland, die im Rahmen des Insolvenzverfahrens geschlossen werden sollen. Der harte Einschnitt ist aus Sicht des Insolvenzverwalters nötig, um den Kaufhaus-Riesen zu retten. Die Gläubiger haben den Insolvenzplan abgenickt und verzichten auf einen Großteil des Geldes, das der Konzern ihnen schuldet.