Das sündteure Denkmal

von Redaktion

VON KLAUS VICK

Es ist ein Wahrzeichen Münchens, ein Architekturdenkmal und ein Touristenmagnet: Das Olympiastadion gehört zum Stadtbild wie das Riesenrad zum Oktoberfest. Doch der Erhalt der Arena kostet Geld. Viel Geld.

Angesichts der bevorstehenden Sanierung des Zeltdachs kam es gestern im Stadtrat zu einer Grundsatzdebatte. Die Frage: Kann sich die Stadt das Stadion auf Dauer noch leisten? Natürlich war es eher eine Frage rhetorischer Natur. Denn niemand will das Stadion verrotten lassen. Darüber herrscht parteiübergreifend Einigkeit.

Trotzdem regte die SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner an, sich „tiefere Gedanken“ über Nutzungsmöglichkeiten zu machen, um Einnahmen zu generieren. Nur Open-Air-Konzerte seien nicht ausreichend, sagte Hübner. Die Regierungskoalition aus SPD und Grünen forderte das Wirtschaftsreferat in einem offiziellen Antrag auf, in dieser Hinsicht zusammen mit der Olympiapark GmbH (OMG) Perspektiven zu erarbeiten. Zugleich wurde dem Referat unter Federführung von Clemens Baumgärtner (CSU) aufgetragen, eine Gesamtübersicht aller Kosten (inklusive Risiken) für die im Olympiapark erforderlichen Sanierungen vorzulegen. Auch der bisherige Zeitplan sei zu vage.

Hübner nannte in der Vollversammlung eine Summe von „200 Millionen Euro plus x“ für die Sanierung des Zeltdachs. Das wäre mehr als eine Verdoppelung gegenüber der Kostenschätzung von vor einem Jahr. Wann mit der Erneuerung der Plexiglasscheiben begonnen werden soll, ist noch unklar. Der Stadtrat genehmigte indes gestern Finanzmittel in Höhe von 23 Millionen Euro – im Wesentlichen Planungskosten. Die Hauptsanierung des Olympiastadions soll unterdessen von 2024 bis 2027 erfolgen. Auch bei dieser Maßnahme werden die Kosten mittlerweile auf bis zu 200 Millionen Euro taxiert. Zwischen Oktober 2025 und Juni 2027 soll das Stadion wegen der Sanierungsmaßnahmen (hauptsächlich Betriebstechnik und Brandschutz) komplett geschlossen werden.

Die Koalition will außerdem untersuchen lassen, ob sich das Zeltdach zur Produktion von Solarstrom mittels sogenannter Solarfolien eignet – was nach bisherigen Erkenntnissen allerdings als unwahrscheinlich gilt.

Linke-Stadträtin Brigitte Wolf merkte an: „Nicht alles, was irgendwo in der Landschaft steht, eignet sich für die Gewinnung von Solarenergie.“ Alexander Reissl (CSU) warf der Koalition vor, „wohlfeile Forderungen aufzustellen“, ohne selbst Ideen beizutragen. Die Nutzungsdebatte gebe es, seitdem der Fußball ausgezogen sei. „Aber natürlich ist nicht jedes Jahr so eine Veranstaltung wie die European Championships 2022 möglich.“ Zuletzt gab es eine Diskussion, ob München nicht wieder Austragungsort Olympischer Spiele werden könnte. Dies wäre allerdings frühestens 2036 möglich. Reissl kritisierte überdies, das Antragspaket von SPD und Grünen erschwere nur die Arbeit von Wirtschaftsreferat, OMG und den Stadtwerken, die für die Bauausführung verantwortlich zeichnen.

Olympiapark-Chefin Marion Schöne erklärte gestern auf Nachfrage unserer Zeitung, sie freue sich, dass bei der Dachsanierung etwas vorangehe. Diese sei genauso wie die Hauptsanierung des Stadions alternativlos. Die OMG stellte zudem klar, dass das Konzertgeschäft hervorragend laufe. Heuer würden elf Open Airs plus das zweitägige Superbloom-Musikfestival im September stattfinden.

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