Der Pattex-Pater steht vor Gericht

von Redaktion

VON ANDREAS DASCHNER

Am 28. Oktober 2022 hatte sich der Jesuiten-Pater Jörg Alt mit den Klima-Aktivisten der Gruppe Scientist Rebellion vor dem Münchner Justizpalast am Karlsplatz auf der Straße festgeklebt. Für die Aktion bekam er von der Presse den Namen Pattex-Pater verpasst – was Alt gar nicht so unrecht ist. „Alles, was hilft, dass über das Thema Klimaschutz diskutiert wird, ist gut“, sagte Alt gegenüber unserer Zeitung. Dazu zähle auch diese Form der medialen Aufmerksamkeit. Gestern musste sich Alt mit zwei Mitstreitern wegen der Klebe-Aktion am Stachus vor dem Amtsgericht verantworten. Die Anklage lautete auf Nötigung.

Alt erklärte, dass er zivilen Ungehorsam als einziges noch wirksames Mittel im Kampf gegen die Klimakatastrophe sieht, eben weil dieser die nötige Aufmerksamkeit erzeugen würde. Andere Protestformen hätten dagegen keinen Effekt erzielt. Seine Teilnahme an der Klebe-Aktion am Stachus sei eine Gewissensentscheidung gewesen: „Die Kirche ist gefordert, den gewaltfrei Protestierenden beizustehen“, sagte er. Dass diese Menschen in Präventivhaft genommen wurden, bezeichnet Alt als „Sündenbockjagd, die vom eigentlichen Thema ablenkt: die Nichteinhaltung der Klimaschutzvorgaben durch die Regierung“.

Die Straße räumten Alt und die Mitangeklagten Cornelia Huth und Luca Thomas auch nicht, als die Polizei die Aktion auf dem Karlsplatz auflöste. Ein Verhalten, das der Staatsanwalt als „nächste Eskalationsstufe“ bezeichnete.

Ob dieses Verhalten noch verhältnismäßig war, oder ob die Angeklagten – wie in ähnlichen Fällen – eine Geldstrafe bekommen, entschied sich gestern nicht. Der Prozess wurde unterbrochen und wird am 16. Mai fortgesetzt.

Alt betonte bereits zuvor, dass er ein Armutsgelübde abgelegt habe und nichts besitze. „Der Orden sorgt für mein Auskommen, aber das gilt nicht für eine Strafe.“ Ob sich Alt deswegen Sorgen machen muss? Wie nun bekannt wurde, bezahlt das Unternehmen Ökoworld künftig alle Strafen, die gegen die Gruppierung Letzte Generation verhängt werden. Ob dazu auch Strafen gegen die Scientist Rebellion zählen, ist nicht bekannt.

Der nächste Prozess gegen Mitglieder der Letzten Generation findet heute statt – gegen Aktivisten, die sich im August 2022 in der Alten Pinakothek an einem Rubens-Gemälde festgeklebt hatten.

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