Liegt es daran, dass sie seit jeher Freunde von Bella Italia sind? Die Münchner lieben jedenfalls das sanfte Plätschern, das war schon 1587 so. 13 laufende Brunnen verzeichnete das „Wasserpuechl“ des Stadtbaumeisters Matthias Mader in der damals noch 18 000 Einwohner zählenden Stadt. 1602 waren es schon 17, hinzu kommen laut dem München-Reisenden Hans Georg Ernstinger aus Tirol noch 39 Schöpfbrunnen. Die Stadt sprudelte vor Lebenskraft.
Heute gibt es 201 städtische und 700 private Brunnen auf dem Stadtgebiet. „Brunnen lösen etwas aus“, erklärt Florian Hochstädter, Leiter des Gartenbaus im Baureferat und zuständig für die Brunnen. „Durch das Plätschern schaffen sie eine besondere Atmosphäre. Sie sind nicht kommerzielle Anziehungspunkte in kommerziellen Gegenden.“ Welche Brunnen sind die schönsten und wichtigsten? Wir haben passend zum schönen Wetter einen Wasserspaziergang zusammengestellt, bei dem auch der Genuss nicht zu kurz kommt.
Der Alte
Wir starten am „Brunnen an der Fleischbank“, wie der Fischbrunnen im Jahr 1308 hieß. Der genaue Standort des ältesten und schriftlich zuerst erwähnten Brunnens ist nicht mehr genau bestimmbar, aber er befand sich am Marktplatz in der Nähe der Metzger – sein heutiger Platz ist durchaus authentisch. Die Gestalt unseres modernen Fischbrunnens stammt aus dem Olympia-Jahr 1972 und hat mit dem Original wenig zu tun. Trotzdem springen im September immer noch die Jung-Metzger zur Taufe in seine Fluten. Als ebenso alt gilt der Kräutlmarktbrunnen gleich nebenan. Dieser liefert obendrein Trinkwasser.
Stärkung: Ein Abstecher in die Wein-, dann Theatinerstraße 32 führt zum „Café Maelu“. Hier gibt es Münchens beste Macarons, eine gute Wegzehrung.
Der Aufwendige
Auf der Theatinerstraße geht es zurück bis zur Maffeistraße und dann über den Promenadeplatz hinüber zum Lenbachplatz. Hier steht Münchens kompliziertester Brunnen, der Wittelsbacher Brunnen. „Seine Marmorfiguren benötigen häufig Pflege. Die Umwälzpumpe, die die großen Wassermengen am Laufen hält, braucht sorgfältige Wartung“, sagt Brunnenexperte Hochstädter. Der 1895 installierte Monumentalbrunnen ist der Wasserversorgung aus dem Mangfalltal gewidmet, weshalb sich in ihm Menschen und Meereswesen tummeln, die die Kräfte des Wassers darstellen.
Stärkung: Im „Fat Panda“, Lenbachplatz 1, auf der anderen Seite der Alten Börse, gibt es frisches asiatisches Streetfood – ein kleines Mittagessen.
Der Erfrischende
Wer nicht laufen will, fährt vom Stachus mit der S-Bahn eine Station zurück zum Marienplatz. Von hier aus geht es zu einem Bummel über den Viktualienmarkt hinunter zum Liesl-Karlstadt-Brunnen an der Ecke Blumenstraße/Frauenstraße. Der Brunnen ist einer von acht Trinkwasserbrunnen am Viktualienmarkt (und von 48 in der ganzen Stadt). Auch wenn Künstler Hans Osel 1961 die Volksschauspielerin etwas muttihaft gestaltet hat, liegt das Bassin gemütlich unter einer Kastanie an einem kleinen Biergarten. Ausruhen erwünscht!
Stärkung: Zu einem feinen Mittagessen lädt das Restaurant „Blauer Bock“ am Sebastiansplatz 9 ein. Es gibt französische Küche ebenso wie gutbürgerliche Gerichte. Tipp: Chateaubriand am Tisch flambiert.
Der Beliebte
Wir laufen uns das Mittagessen wieder runter, aufwärts über die Nieserstraße und das Rosental zum Rindermarkt. Hier findet sich in Form von wasserüberfluteten Treppenstufen einer der ersten begehbaren Brunnen der Stadt – er entstand 1964, acht Jahre vor dem Stachus- und dem Sendlinger-Tor-Brunnen. „Die begehbaren Brunnen sind die beliebtesten in der Bevölkerung“, sagt Hochstädter. Nicht nur der am Rindermarkt ist deshalb bei schönem Wetter dicht umlagert. Ein weiterer begehbarer Brunnen findet sich am Jakobsplatz.
Stärkung: Das „Celebre“ am Rosental 5 serviert Kaffee-Spezialitäten.
Der Spektakuläre
Soll es abends nach Schwabing gehen, bietet sich vorher ein Ausflug zum Bauhausplatz an. Mit der U3 geht es zur Münchner Freiheit, dann weiter mit der Tram 23 zu Münchens ungewöhnlichstem Brunnen. Der Künstler Olaf Metzel und die Landschaftsarchitekten von Burger-Kühn haben Sitzbänke zu einem sprudelnden, abends leuchtenden Kunstwerk gestapelt. Dieses ist erst zwei Jahre jung und hat die Stadt 4,9 Millionen Euro gekostet. „Der Brunnen ist ein tolles Beispiel für Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum“, schwärmt Florian Hochstädter.
Stärkung: Wer bis zur letzten Brunnen-Station gekommen ist, hat sich ein italienisches Abendessen verdient: „Al Vicolo Pizza & Birra“ an der Gertrud-Grunow-Straße 36 hat sicher ein Plätzchen frei.