„Mit unserem Forst macht ihr keinen Kies“

von Redaktion

Nach Abbau-Aus im Wald bei Planegg: Naturschützer feiern nach langen Protesten ihren Erfolg

Der Duft von Moos und Kiefernnadeln liegt in der Luft, als Malwina Andrassy (39) und Herbert Stepp (65) dem Waldpfad im Forst Kasten folgen. Die Sonne lässt Bäume und Büsche grün glitzern. Dann kommen die zwei zu einem Erdwall, kraxeln hoch. Dahinter: ein großes, graues Loch. Laster transportieren Kies aus der Grube, wirbeln Staub auf. Malwina deutet auf die Bäume. Die grüne Grenze – sie wird bleiben. Die Naturschützerin ist froh, dass seit rund einer Woche klar ist: Der Kiesabbau wird sich nicht weiter in den Wald hineinfressen.

Ein langer Kampf – er ist zu Ende: Im Forst Kasten bei Planegg wird seit Jahren Kies abgebaut. 2021 genehmigte der Stadtrat zähneknirschend einer weiteren Firma den Abbau auf einer 9,5 Hektar großen Fläche. Die Folge: Nicht nur Anwohner aus der Nachbarschaft demonstrierten. Klima-Aktivisten besetzten darüber hinaus den Wald, bauten Baum-Lager. Daraufhin räumte die Polizei das Areal. Auch Malwina Andrassy und Herbert Stepp sammelten Spenden und setzen sich mit verschiedenen Aktionen für den Erhalt der grünen Oase ein. „Die bedeutet für mich Erholung, Artenschutz und eine Lebensgrundlage für kommende Generationen“, erzählt die Vorsitzende der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Würmtal-Nord. Die Gruppe wurde übrigens für den Kampf um den Forst gegründet. Und über den Protest lernte sie Herbert Stepp kennen, den Vorsitzenden des Vereins Grünzug-Netzwerk Würmtal. „Wir sind nicht gegen Kiesabbau an sich“, erklärt er. Aber es gäbe hier genug Alternativen – ohne einen Wald abholzen zu müssen.

Dass der weitere Kiesabbau nun gestoppt ist, konnte Malwina Andrassy erst gar nicht glauben. Aber die Eigentümerin der umkämpften Fläche – die Heilig-Geist-Spital-Stiftung München – und die Kiesabbau-Firma haben sich darauf verständigt, den Pachtvertrag aufzuheben. „Die Nachricht kam für mich überraschend – ich habe mich aber unglaublich darüber gefreut“, erzählt Malwina Andrassy. Die offizielle Begründung für den Abbau-Stopp lautet: Wegen geänderter Rahmenbedingungen steht die öffentlich-rechtliche Genehmigungsfähigkeit des Kiesabbauprojekts infrage.

Den Abbau-Stopp, ihren Erfolg – den wollen die Aktivisten natürlich jetzt auch groß feiern. Für heute Abend, ab 18 Uhr, planen sie deshalb ein Fest an einem Parkplatz am Forst (Gautinger Straße 53 in Neuried).

Der 800 Hektar große Forst Kasten liegt südwestlich von München und nördlich von Buchendorf. Im Osten grenzt er an Stockdorf – südlich an Krailling, Planegg und Neuried. Das Gebiet wurde wohl schon hunderte Jahre vor Christus besiedelt, darauf deuten alte Grabhügel hin. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Wald übrigens schon 1308! Er gehört der städtischen Heilig-Geist-Spital-Stiftung, die wiederum dem Sozialreferat zugeordnet ist. Mit den Einnahmen aus der Bewirtschaftung des Forsts finanziert die Stiftung unter anderem ein Altenheim.

REGINA MITTERMEIER

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